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Drittels Buch.
sie doch in der
herauspunktirten Tiefen, bieten
lung manchen erfreulichen Zug.
lebendigen Art der
Erzä]
M. Jahrhundert.
Umschwung
des Styles.
Giuvann
Pismm.
Diese vereinzelten Werke fallen nicht schwer in's Gewictiht gegenüber
der grossen Mehrzahl der übrigen, welche schon seit den achtziger Jahren
des 13. Jahrhunderts einen neuen bewegteren, lei(lensehaftlicheren Styl
verrathen. Was irgend von hervorragendem 'l'alente war, wandte sich
ihm zu, vor Allen aber muss Giovanni Piscmo, Nicolafs Sohn, als der
Schöpfer dieser neuen Auffassung bezeichnet werden. Er scheint um 1245
geboren zu sein; als der Vater 1267 nach Siena ging, um dort die Kanzel
zu errichten, gestattete man ihm, seinen Sohn zur Hülfe mitzubringen;
doch empfing der wohl noch sehr jugendliche Giovanni geringeren Lohn,
als die beiden ausbedungenen Gehülfen. Dann fanden wir ihn um 1277
wieder als Genossen des Vaters bei der Ausschmückilng des Brunnens zu
Perugia, dessen Reliefs wohl hauptsächlich sein Werk sind. Zuerst jedoch
tritt in durchschlagender Weise die neue Richtung an den Sculpturen her-
vor, mit welchen gegen Ende des 13. Jahrhunderts (seit 1290) die Fagade
des Domes zu Orvieto geschmückt wurde Giovanni war daran mit
anderen Schülern seines Vaters beschäftigt. Was an bedeutenden bild-
nerischen Kräften in Toskana zu finden war, scheint bei dieser grossen
Arbeit mitgewirkt zu haben. In Mittelitalien hatte man sich bis dahin
für solche Aufgaben reicher Incrustation mit hiarmor und musivisehen Ge-
mälden bedient. Noch an der Fagade des Domes zu Siena wog diese Be-
handlung vor, die dem italienischen Sinn für ruhige, aber farbig schim-
mernde Flächen am meisten zusagte. Jetzt tritt bei der Ausführung der
Faeade von Orvieto die Plastik gleichberechtigt neben die Malerei und die
architektonische Zierform. Die ganzen unteren Flächen der Fagade, die
vier breiten Pfeiler zwischen und neben den drei Portalen werden mit
einer Menge von Reliefs bedeckt. Diese enthalten in weitläufiger Ausfüh-
rung die ganze Geschichte vom Sündenfall bis zur Erlösung, dabei viele
zum Theil schwer zu erklärende symbolische Darstellungen; endlich eine
grosse Schilderung des jüngsten Gerichtes. Hatte bis dahin die italienische
Plastik sich in den engen Rahmen kleinerer WVerke gefügt, so erobert sie
hier den weitesten Spielraum, um im Sinne der nordischen Bildnerei den
grossen christlichen Gedankencyklus zu entfalten. Gewiss ist dieser Ini-
puls dilreh Einflüsse fremder Künstler zu erklären, und in der That sind
zahlreiche Spuren, nalnentlich deutscher Meister, die um diese Zeit in
Italien und selbst an der Faeade zu Orvieto arbeiteten, zu erkennen.
Trefflich herausgeg.
von Graue-r.