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Buch.
Drittes
edle Empfindung dieses WVerkes mit den übrigen phantastisch wilden
Arbeiten (lerselben Vorhalle, so wird die Kluft noch grösser, die den
jungen Meister schon damals von seinen Zeitgenossen trennte.
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Relief von Nicola Pisanc
Lucca.
Ein Zeitraum von fast dreissig Jahren trennt diese Jugendarbeit von
den Schöpfungen seiner vollendeten Meisterschaft. Was Nicola in der
Zwischenzeit geschaffen, wissen wir nicht. Vasari lasst ihn in ganz
Italien eine Reihe bedeutender Bauten ausführen; die von ihm genannten
Kirchen sind aber so verschiedenen Styles, dass sie unmöglich von dem-
selben Meister herrühren können. Gewiss ist nur, dass Nieola auch als
Architekt viel beschäftigt und weit berühmt war, und dass er im Jahre
1242 den Bau des Deines von Pistoja leitete. Aber auch in der Plastik
muss er inzwischen bedeutende Studien gemacht haben, die eine Um-
wälzung in seiner künstlerischen Anschauung herbeiführten. Vasari
erzählt, es seien antike Sarkophage gewesen, von den kunstliebenden
Pisanern aus ihren Feldzügen heimgebracht, welche dem Meister den
Blick für die Herrlichkeit der Antike erschlossen hatten. Möglich dass
er auf seinen Wanderungen auch nach Rom gelangt war und dort eben-
falls die Antike studirte. In der berühmten Marmorkanzel, welche er
M126!) für das Bapt-isterium zu Pisa ausführte, tritt dieser neue Styl zum
ersten Mal entscheidend auf. Es ist zugleich ein Sieg der Plastik über
die musivische Dekorationswcise, welche bis dahin an solchen Werken
vergehen-seht hatte. Die Kanzel ist ein auf sechs Sätulen und einer
mittleren siebenten ruhender Freibau. Drei von diesen Säulen werden
von sehreitenden Löwen getragen, welche kleinere Thiere in ihren Tatzen
haben; den Untersatz der mittleren Säule bilden drei männliche Figuren,