Fünftes Kapital
iemsche Bi
lnerci vom
1400
443
öffentlich rühmen, sich mit dem Namen des zweiten Dädalus brüsten. Ein
sicheres Zeichen sowohl von dem Selbstgefühl jener Künstler als von dem
lebendigen Sinn, in welchem ihre Mitbürgei- Antheil an jenen Werken als
an Schöpfungen der Kunst, nicht der Frönnniglzeit nahmen. Mit der
höheren Entwicklung des gesammten Lebens steigerte sich diese Ge-
sinnung. Der italienische Künstler arbeitet zur Verhenlicliiing seines
Vaterlandes, aber er denkt-an seinen Ruhm und ist erfüllt von einem
starken Gefühl seines Werthes. Dies _giebt seinen Werken eine andere
Haltung. Sie werden kühler, objeetiver, minder innerlich als die der
nordischen Meister. Das Streben nach formaler Vollendung kann sich
reiner ausprägen, weil nicht so viel Anforderungen einer tiefen Empfin-
dung zu befriedigen sind.
Dazu kommt noch etwas Entscheidendes. Der Italiener hängt mit
solcher Vorliebe an der Pracht altchristlieher Malereien, dass er seine
Kirchen auch ferner vorzüglich mit Gemälden schmücken will. Selbst
nachdem er den gothisehen Styl aufgenommen hat, lasst er sich durch
denselben nicht wie im Norden die grossen Wandfläichen zerstören. Es
wirkt auch ein antikes (iefühl für Klarheit und für ruhige Flachen mit,
um ihn einer gothischen Zerklüftung der abgeneigt zu
machen. Daher dekorirt er auch am Aeusserten lieber mit malerischen
Mitteln, mit farbiger lncnistzition bunter Marmorarten. Auch die Portale
bleiben einfach und ertragen keinen reicheren bildnerisehen Schmuck. So
werden denn der Plastik jene grossen cyklisehen Aufgaben entzogen, an
denen sie besonders in Frankreich ihre hohe Schule (lurehmachte. "llief-
sinnige christliche Gedaukenkreise überlässt siehier gern der Malerei, und
es finden sieh dann die grossen Meister, die Giotto, Oreagna, Gaddi
u. A., welche diesen Inhalt. in ausgedehnten Wandgemälden versinnlichen.
Es ist nicht unwichtig, dass die einflussreichsten dieser Meister Architek-
ten, Plastiker und Maler in einer Person sind. Als Architekten legen sie
den Plan ihrer Kirchen so an, dass der Malerei, ihrer Lieblingskunst,
nicht zu kurz gesehehe. Als Bildhauer wissen sie einen starken Zug plasti-
scher Beastimmtheit und Klarheit in ihre Gemälde eintliessen zu lassen.
Der Seulptur selbst behalten sie besondere Aufgaben vor.
Diese Aufgaben sind (lurclnveg kleinerer Art. Wenn einmal ganze
Faeaden wie am Dom zu Orvieto mit plastischen Werken nach nordischer
Weise bedeckt Ärerden, sind (lieselben ohne festeren Rahmen rein
malerisch über die Flächen ausgegossen. Im Uebrigen begnügt man sich
mehr mit Einzelarbeiten, die den Charakter besonderer Denkmäler
tragen. Altaraufsätze, Kanzeln, dlatifsteino, (imbinätler, das sind in
erster Linie die Leistungen italienischer Senlptnr. Aus den (irabdenk-
hhllßrci m
Plastik.