Viertes Kapitel.
Nordische Bildncrei der spätgotlmischcn Epoche.
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Form und Ausführung dem Grabmale seines Vorgängers an, da man weder
Präehtigeres noch Schöneres zu erfinden vermochte. Auch hier an den
itrkaden der Sarkophagwäncie wieder der Zug der Leidtragenden in einem
weichen, fein entwickelten Styl, der noch so treu an der Auffassung
Sluters festhält, dass die inzwischen erfolgte einseitig realistische Ent-
wicklung der flandrisehen Malersehille ihn unberührt gelassen hat. Die
beiden Statuen der Verstorbenen liegen in edlen grossgefalteten Gewän-
dern da; die Köpfe sind von spreehendeni Portraitausdruek, die Hände
fast mit peinlicher Naturtreue ausgeführt, ausserdem das Ganze vollständig
bemalt. Der Meister dieses Werkes, ein Spanier, Jelzan de Za Verla
aus Aragonien (d'Aroca), war gewiss in Flandern gebildet und darf seiner
Richtung nach als Schüler Olaux Sluters betrachtet werden. So wirkte der
Einfluss eines bedeutenden Meisters weit über die Gränzen dieser Epoche
hinaus; aber einen Weiteren Impuls sollte die Kunst doeh erst später, und
zwar von anderen Punkten aus empfangen.
England.
Der Entwicklungsgang der englischen Plastik bewegt sich in ähn-
lichen Grundzügen, wie der des Contiilents, nur tritt hier eine gewisse
Einseitigkeit im Verfolgen extremer Richtungen schärfer zu Tage. Der
detzte Grund dafür liegt in dem Umstande, dass erst in dieser Epoche der
englische Nationalcharztkter aus den bis dahin noch vereinzelt bestandenen
Elementen des sächsischen und normannischen Stammes zu einer neuen
Einheit zusammentliesst, die fortan durch die insulare Abgeschlossenheit.
sich bis zur Schroifheit von den festlärldischeil Nationen zu unterscheiden
beginnt. In der Kunst ist zwar auch jetzt der EinHuss fremder Meister
nicht ausgeschlossen; vielmehr bleibt England auch fernerhin das Land,
welches für seine reiche Kunstpflege grossentheils sich auswärtiger Kräfte
bedient. Dennoch tritt dies Verhaltniss in der gegenwärtigen Periode min-
der bestimmend auf,' als in irgend einer anderen, so dass jetzt mehr als
jemals zuvor und nachher das specifiseh englische Wesen sich in der
Kunst des Landes ansprägt.
Ausbildung
des engl.
Charakters.
Zunächst haben wir zu betrachten,
WGELS
an kirchlichen Sculptnreu in
Kirchliche
Sculptxxrenl.
Die Statuen der Verslorbenen soll er machen "selon le pourtraict qui lui en sem
baillä." Sodann soll er machen "autour de ladicte söpulcre ymaiges tant pleurant
(Statuen von Leidtragenden) que angelbots; sur lesquels angclots il feroit des tabcr-
nacles, ce qui n'est0it en 1a säpulture du duc Philippe."