Viertes Kapi
ndisclxe Bildnerei der spätgothischen Epoche.
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Sinn des Volkes wies hier von selbst auf die Ausbildung einer mehr natura-
listischen Richtung hin, und die Praehtliebe des Burgundischen Hofes, der
das künstlerische Leben mächtig förderte, musste wohl nach (lerselben
Seite hin neigen. S0 kam es, dass von hier aus um 1420 durch Hubert.
van Eyck die Malerei jenen Aufschwung nahm, von Welchem nicht bloss
ihre gesammte moderne lüntwieklung, sondern auch ein durchgreifender
lüintluss auf die Plastik ausgeht. Aber diese letztere Kunst empfing von
der Malerei nur zurück, was sie selbst ihr früher an Anregung geboten
hatte; denn noch vor dem Auftreten Huberts van Eyek lässt sich in
Flandern eine Bildhauerschule nachweisen, welche zuerst einem schärferen
Realismus Bahn bricht.
Sehon in romanischer Zeit waren hier die Meister von Dinant (lurch
bedeutende Erzarbeiten weit berühmt geworden. Aus der gegenwärtigen
131303119 lässt sich zwar nur durch unerhebliche Werke eine Naehblüthe
jener älteren Technik nachweisen; um so bedeutender tritt dagegen
Tournay hcrxforit). Schon gegen die Mitte des vierzehnten Jahrhunderts
blühte hier ein Meister Wuillaznree du Cardin, bei welchem 1341 Herzog
Johann III. von Brabant sein Denkmal für die Franziskanerkirche zu
Löwen bestellte. In dem Centrakttit) wird ausdrücklich die Bemalung mit
guten Oelfarben ausbedimgen. Jenes Denkmal ist nicht mehr vorhanden,
und wir vermögen daher nicht zu bestimmen, 0b von den älteren Seulp-
turen zu Tournay Etwas ihm beizulegen ist. Zimächst sind als anziehende
Arbeiten des vierzehnten Jahrhunderts verschiedene Werke in der Vor-
Schule von
Ton rnay.
halle der K ath e d 1- ale
Zll 1101111 811.
An den YViinden
des Portals sind die
Geschichten der Schöpfung, des Sündcnfalls und der Vertreibung aus dem
Paradiese naiv und lebenswahr erzählt. Nicht minder anziehend sind die
Prophetengestalten und besonders am lllittelpfeiler die grosse Madonnen-
statue, ein Werk voll Schönheit in der weichen Haltung des Körpers, dem
edlen Gewande und den lebensvollen Zügen des Angesichts. Dieselbe
Weichheit des Styls, aber auf noch höherer Stufe der Irlntwicklung, die
auf das Ende unsrer Epoche deutet, findet man wieder an der grossen
Darstellung des englischen Grusses in derMagdalenenkirch e. Nament-
lich ist hier die Madonna von wunderbarer Schönheit; der Mantel, den sie
mit der rechten Hand unter der Brust zusammenhält, nmgiebt sie mit einer
Fülle weiehtiiessender Falten; der Kopf erinnert an den jener früheren
Madonna der Kathedrale, aber seine Züge sind zu reinster Schönheit
nstbl att
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gewiesen.
H) Vcrgl. den Inhalt
1848,
auf
zuerst
diese
Schule
desselben in de Laborlleäv Duos
de Bourgogne,
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