Volltext: Geschichte der Plastik von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart

Viertes Kap 
Nordische Bildnerui 
der spätgothiscl 
1011 Epoche. 
423 
von Navarra (T 1398) von vierundzwanzig niarmorneii Ahnenbildern um- 
geben war. 
Eine Reihe von Grabstatuen bewahrt sodann die Abteikirche zu Eu 
in der Norlnandie, die Begrabnissstätte der Grafen von Eu. Vom Ende 
des vierzehnten Jahrhunderts beginnend, reichen sie weit über die (iräinzen 
unsres Zeitraumes herab und gewähren ein nicht unwichtiges Zeugniss für 
die plastischen Leistungen der Provinz. An Feinheit (len Arbeiten von 
S. Denis, für welche man gewiss die besten Künstler aufbot, merklich 
nachstehend, ja grösstentheils etwas hart und steif behandelt, lassen sie 
um so schärfer das individuelle Gepräge hervortreten. Bei Isabella von 
Artois, welche 1379 in jugendlichem Alter starb, waltet in den schwach 
gezeichneten Augen noch die frühere conventionelle Darstellungsweise vor: 
dagegen ist ihr Vater Johann von Artois (T 1386), bei ähnlich harter Aus- 
führung weit individueller gebildet, obschon bei ihm das Hervorheben der 
vollen Panzerriistung wie bei den deutschen Ritterliguren zu gespreizter, 
steifer Haltung geführt hat. Auch ihre Mutter Isabella von Melun (T 1389) 
ist ungleich entwickelter und lebendiger in portraitartiger Auffassung 
charakterisirt. Dagegen schwankt wieder die Gestalt Philipps von Artois 
(T 1397), bei steifer Gesannnthaltung, in der Gesichtsbildung zwischen 
den hergebrachten conventionellen Zügen und dem Verlangen nach indivi- 
dueller Bezeichnung. So langsam bricht sich hier die neue Richtung Bahn, 
und einen so schweren Kampf hat sie gegen den früheren idealen Styl zu 
bestehen.  
Grabmälez 
zu E11. 
Ein interessantes Gesamintdenkmal aus dieser Zeit ist das grosse 
(irabmal, welches Graf Ludwig sieh und seinem Hause im Jahre 1372 in 
der Stiftskirche zu Neuehätel in derSehwveiz setzen liessft) Es füllt eine 
Arkade zwisehen den nördlichen Ohorpfeilern, sodass in einer zweige- 
theilten Baldachinhalle er selbst summt drei Damen, alle mit betend auf- 
gehobenen Ilünden stehen. Ausserdem sind noch sieben Ritter und eine 
Dame, unten am Pfeiler noch zwei Damen angebracht. An der Tinnbn 
endlich sieht man zwei kleine zerstörte Relietliguren. Die Hnuptgestalten 
erscheinen lebensgross; die Frauen in ihren weich fliessentlen Gewändern 
mit bewegt gesehwungeneln oder sehliehtem Faltenwurf zeigen regel- 
mässige Gesichter, die nach einem allgemeinen Schönheitsbegrif mit 
gerader Stirn und Nase, grossen offnen Augen, kleinem Munde angelegt, 
aber ohne individuelle, Züge sind. Charakteristiseher sind die Ritter be- 
handelt, doch ist dafür ihre Haltung meist steif, (lnreh die volle Rüstung 
gehindert. Nur Einer versuc-ht sich in ziemlich kühn schreitender Be- 
k) Wtrh. 
ant. 
G6 
s. 
in Zürich. 
M851
	        
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