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Drittes
B11 c h.
Werke.
andcrm
Materia
Marienburg.
Erzguss.
Südportal enthält das Bogenfeld die Krönung lilaria; die Köpfchen
sind hier wie dort breit lächelnd, mit stumpfen Naschen und vollen Wangen.
Am Westportal endlich zeigt das Bogenfeld die Darstellung des jüng-
sten Gerichtes in hergebrachter Weise, doch mit besonderer Lebendigkeit
und oifenbartwm Festhalten der strengeren Formen frühgermanischen Styles.
Von reifer Durehbiltlung ist dagegen ebendort am Mittelpfeiler die Statue
der Madonna, in etwas pompöser Gewandung mit Naturgefühl (lurehgc-
bildet. Sie ist stark nach links gebogen, wo sie anmuthig das Kind halt,
das ebenfalls eine in dieser Zeit seltene Anniuth hat und in kindliclnsr
Bewegung lnit seinem Füsschen spielt. Etwas früher und conventioncl-
ler, wenngleich ähnlich aufgefasst ist die Statue der Maria im lilittelschilfe
_des dortigen Domes, die von den drei ebenfalls auf einzelnen Konsolen
angebrachten Königen verehrt wird. ,
Neben dieser reichen Anwendung der Steinsculptur, an welcher sich
die verschiedenen Gegenden Deutschlands je nach ihren Kräften bethei-
ligten, stehen die in anderem Material ausgeführten Werke merklich zurück.
Die Holzsculptur tritt nur erst ganz vereinzelt auf; noch geringere Bedeu-
tung hat die ebenso sporadisch angewandte Arbeit in gebranntem 'l'hon;
ganz vereinzelt erscheint das kolossale, aus Stuck ausgeführte und mit
Mosaiken inkrustirte Marienbild am Aeussern des Chores der Schlosskirche
zu Marienburg, welches um 1340 ausgeführt ist.
Wichtiger sind dagegen einige Arbeiten des Erzgusses, obwohl
auch sie an Bedeutung und Grossartigkeit im Gesammtbilile der Sculptur
dieser Zeit zurücktreten. Man erkennt an diesen Werken in der Regel
nur die technische Geschicklichkeit der wackeren handiverkliclicii Roth-
giesser, selten dagegen eine höhere künstlerische Auffassung. So sieht
man an dem siebenarmigen Leuchter der Marienkirehe zu Colberg vom
Jahre 1327 Apostelliguren von recht edler Gewandbehandlung, während
das Taufbecken in derselben Kirche vom Jahre 1355 in seinem iigürlichen
Schmuck weit roher erscheint. Nicht besser sind die Arbeiten am Tauf-
becken der Maricnkirche zu Lübeck von 1337 und dem der Nikolai-
kirche zu Kiel von 13414, sowie dem der lllaricnkirche zu Frankfurt
a. d. O. vom Jahre 1376, während in derselben Kirche der siebenarinige
Leuchter als ein Werk von künstlerischem Werthc gilt. (Von dem
Taufbecken in S. Sebald zu Nürnberg war schon obßll S- 394 die Rede)
Hierher gehört auch der im Jahre 1408 in Blei gegossene Brunnen auf
dem altstädtischen Markte zu Braunschweig, dessen architektonische
Behandlung die der plastischen Theile wieder übertrifft. Sodann folgt das
bronzene Taufbecken der Ulrichskirche zu Halle, 1Al35 in lYIagtk-burg
von Meister [Qudolf von Braunselnveig und seinem Sohne Heinrich ge-