Viertes Kap
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Stiftskirche eins der reifstcn Werke dieser Zeit, während die übrige pla-
stische Ausschmückung der Kirche eine geringere, zum Theil handwerklich
rohe Ausführung verratht). Im Uebrigen scheint in Hessen wie in West-
falen die Bildnerei dieser Epoche iliehts Erheblichcs hervorgebracht zn
haben. Nur etwa vom Anfange des 15. Jahrhunderts ist eine schön empfun-
dene, aber vielfach beschädigte Steingruppe des in Gethsemane betenden
Christus und der schlafenden Jünger, an der J ohanniskirche zu Warburg
zu nennen "tief.
Etwas regsamer zeigt sich dagegen die Bildnerei in den sächsischen
Ländern, ohne dass man jedoch eine an zahlreichen bedeutenden Aufgaben
selbständig durchgebildete plastische Schule wahrzunehmen vermochte.
Recht bedeutende Werke sind zwei Madonnenstatuen im Dom zu Magde-
b u rg, namentlich die grosse im Querschitf aufgestellte; ebenso zeigen am
nördlichen Hauptportale daselbst die Statuen der thörichten und klugen
Jungfrauen den herkömmlichen Styl der Zeit in ansprechender Innigkeit
der Empfindung. Minder gut, conventioneller und auch roher kehren die-
selben Gestalten in geringen Variationen an der Portalhalle des Domes
zu PIrfnrt wieder, während die Madonnenstatuc im (cfhor der dortigen
Predigerkirche edler, ausdrucksvollen wenngleich nicht frei von der Manier
der Zeit erscheint.
Nochmals kommen die thörichten und klugen Jungfrauen am Nord-
portale der oberen Pfarrkirehe zu Bamberg vor, feine Gestalten in edlem
Gewandfluss, die thöriehten besonders ausdrucksvoll in ihrer Trauer. 1m
Bogenfelde sieht man eine dick überstrichene Krönung der Jungfrau. Im
Uebrigcn scheint Bamberg in dieser Epoche noch von den glänzenden
{Internehmungen des vorigen J ahrhtmderts auszuruhen. Auch die benach-
barte Bisehofstadt Würzburg weist keine umfassendere plastische Tha-
tiglzeit auf, denn selbst die bildnerische Ausstattung der im Jahre 1377
laegonneneil zierlichen ltlztrienkirche stammt nur zum 'I'heil aus dieser
Epoche. Am Nordportal gehören die Reliefs des Bogenfeltlcs etwa der
lilrühzeit des funfzehnten Jahrhunderts an. Sie sind von guter Durchbil-
dung und sehr lautrem Styl. Der Gegenstand ist die Verkündigung, aber
die Darstellung ist über das gewöhnliche Maass hinaus bereichert, denn
oben thront Gottvater, von welchem eine Schnur wie ein langes türkisches
Pfeitenrcihr ausgeht, das mit einer Taube am Ohre der Jungfrau mündet.
Diese wunderliche Darstellung stützt sich auf die bekannte mystische An-
nahme, dass Maria den Heiland durch das Ohr empfangen habe. Am
Warhurg.
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Kllglvr, 111. 8011151101111. s. m.
M) S. meine Biittelalt. Kunst in Westfalen.
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