Erstes Buch
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v. M
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Pfllplliß.
in höherem organischen Sinne autfasste, so führte dies zu einem faktischen
Fehler, von Welchem die ägyptische Kunst in ihrem ganzen historischen
Verlaufe sich nicht zu befreien vermocht hat. Ein schlagender Beweis
dafür, dass diesem ausseren Mangel eine innere geistige Schranke zu
Grunde liegt.
Die Köpfe zeigen den ägyptischen Typus in bestimmter und klarer
Ausprägrmg (Fig. 7x): niedrige Stirn und ilaehgedrückten Sirhäitlel, schma-
les langgeschlitztes Auge mit niedrig geschwungner Augenbraue, lang-
gczogne, schnabelartig gebogne Nase, sinnlich volle, üppige Lippen
und kurzes, aber festes Kinn. Allein auch hierbei begnügt sich die Dar-
stellung mit Wiedergabe der aussern Form; nirgends ist eine Spur in-
dividuellen Ausdrucks, geistigen Lebens. Starr und gleichförmig ver-
halten sich die Gesichter, als 0b sie mit dem zu ihnen gehörigen Körper
nichts zu schaffen hatten, -weder in Freude noch in Leid zu ihm gehörten.
Am glücklichsten sind in diesen Werken die Thiere behandelt. Da,
es hier nicht auf Darlegung eines geistigen Lebens ankommt, sondern
die frische Beobachtung des aussercn Gebahrens für eine lebendige
Darstellung ausreicht, so ist der ägyptische Kunstgeist diesem Theile der
Aufgabe am ersten gewachsen. S0 erfreuen denn gerade die Sßlllltlü-
rungen des Thierlebens durch kräftige und naive Darstelllmg der Wirk-
lichkeit; die Hcerden der Rinder, Ziegen, Esel und Schaafe, die schlan-
ken Windhunde, die den Menschen begleiten, das Wild, auf welches er
Jagd macht, das Alles ist mit überraschendem Verständniss und feiner
Beobachtung geschildert.
Ein andres Werk des frühsten ägyptischen Alterthnms, inschriftlich
von Schafra, dem Chephren Herodots, zugleich mit der zweiten Pyrramiihw
erbaut, ist der berühmte Sphinxkoloss im Grätbcrfeltlc von Memphis.
Die Kunst hat hier einen natürlichen Felsen zum Riesenleibe eine?
Sphinxgestalt von 172 Fuss Länge umgebildet. Es ist ein niit aus-
gestreckten Tatzen lllilßlldef Löwe, dessen Leib ein colossaler Mannes-
kopf bekrönt. Diese fremdartig phantastische Verbindung, sowie die
l-liesenhaftigkeit des Werkes sprechen dafür, dass hier für einen höheren
geistigen Inhalt ein bedeutsamer Ausdruck gewonnen werden sollte. Mit
dem Staunen über das Gigantische der Anlage, mit der Bewundenmg vor
der Energie und der Kühnheit der Ausführung mischt sich die Giläll'ä1ki10l'i-
stische Wahrne.h1nung von den geistigen Schranken, welche auch dieses
Werk bekundet. Denn auch hier wird, wie bei den Indern, in echt
Zur Veranschaulichung des ägyptischen Kopfe-S geben Wir Cill RCÜCH
1er Glanzepoche des neuen Reiches.