Volltext: Geschichte der Plastik von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart

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Drittes B1 
Kre, 
zu 
Chorportal 
südlich. 
Wurf des ganz vorzüglich entwickelten (lewandcs niotivirt hat; das Köpf- 
chen zeigt ein herrliches Profil mit langer fast gerader Nase, und auch 
das Christuskind ist bei leicht vor-geneigter Haltung; recht anmuthig: Die 
Füsse ruhen auf einem Lunakopfe von fast klassischem Profil, dessen 
Entstehung vielleicht durch Anschauung antiker Werke auf diesem von 
altrömischer Kultur getränkten Boden zu erklaren ist. Schon in (liesen 
Werken zeigt sich innerhalb desselben Zeitcharakters die schwäbische 
Bildnerei von der in Nürnberg vertretenen fränkischen wesentlich ver- 
schieden. Währentl dort das Streben weniger auf Schönheit, sondern in 
den männlichen Gestalten auf kräftige Charakteristik, in den weiblichen 
auf genlüthlich innigen Ausdruck gerichtet ist, beherrscht die sclnviibische 
Schule ein höherer Schönheitssinn, der seine schlanken Gestalten theils zu 
sclnvungvoller Hoheit, theils zu lieblicher Zartheit durchzubilden sucht. 
Eine verwandte Richtung finden wir nun auch an den Portalen des 
Münsters zu Ulm, die sammtlitzh in den Ausgang unserer Epoche fallen. 
Am Ielauptportal zeigen die vier Statuen an den freien Pfeilern der Vor- 
halle einerseits, Maria und S. llIartin, andererseits Johannes den Täufer 
und einen Bichof bei ungünstig kurzen Gesammtverhaltnisscn in eonven- 
tionellem Styl der Zeit. In anziehender-er Weise tritt die weiche ideale 
Behandlung dieses älteren Styles noch in den Statucttcn der beiden 
kleineren Portalbögen und des grossen gemeinsamen Bogens darüber, be- 
sonders aber in den naiven Reliefs des Tyinpanons auf. Diese enthalten 
die Schöpfungsgeschichte bis zum Sündenfall und sind voll ansprechend 
reizender Züge, so z. B. die kleine Eva, wie sie in das Hemdchen schlüpft, 
welches Gott Vater ihr sorgliirh überbreitet. Die übrigen Bildwerke des 
Portals sind vorzügliche Arbeiten der folgenden Epoche. Die Sculpturcm 
an den Portalen der Seitensehiffe zeigen geringere Arbeit; am nörd- 
lichen die Leidensgesehitvhte Christi in kleinen Reliefs, von denen nur die 
Gruppe der Leidtragenden unter dem Kreuz von feinerer Empfindung ist. 
Am südlichen die Auferstehung der Todten und das jüngste Gericht. 
Tretlliche Werke enthält sodann die Kirche des heiligen Kreuzes zu 
Gmünd, welche 1351 durch Heinrich Arier begonnen wurde, und deren 
Sculpturen der späteren Zeit dieser Epoche angehören. Zunächst sind an 
sammtliehen Strebepfcilern des Schiffes, leider durch ein vortreteinles 
Säulchen etwas versteckt, grosse Standbilder von Alaosteln und Propheten 
von selir wackrer Arbeit aufgestellt, in reichen Gewändern, meist in guter 
Bewegung, die nur zuweilen durch die Enge des Raumes gehemmt wird, 
die Köpfe voll charakteristischen Lebens. Diese Arbeiten werden mit der 
Vollendung des Kirchenbaues um 1410zuszlllllllellfallell. Sodann sind vier 
Portale der Kirche mit Bildwerken reich ausgestattet. Das südliche
	        
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