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Drittes Buch.
Einzelnes
S. Sehal
Weiteres in
S. Lorenz.
tigem Fluss, reich und schön motivirt. Sodann eine edle Statue des J akobus
im Chor, deren reife Durchbildung und lebensvollc Charakteristik schon
auf das Ende dieser Epoche hinweist. Nicht minder gut ein heiliger
Petrus, der nebst andern Apostelbildern sich ebendort befindet. Weiter,
auf einzelnen Konsolen, eine sitzende hladonna von den heiligen drei
Königen verehrt; Arbeiten die in den Vorzügen und Mängeln den Statuen
der thörichten und klugen Jungfrauen an der Scbaldskirche nahe kommen.
Dagegen möchte ich die edle Gestalt eines Christus, der mit übereinander-
gelegteil Armen ein Bild stiller Trauer dasteht und auf das Wnndmal in
seiner Seite hinweist"), dem Meister von der Vorhalle der Frauenkirche
zuschreiben. Sowohl der eigenthtiinlichc langgezogene Typus des Kopfes,
das Verständniss des Nackten als auch die etwas gespreizte Stellung be-
weisen diese Verwandtschaft. Wie sehr dieses ergreifende Motiv Anklang
fand, zeugen die allerdings zum Theili sehr geringen Wiederholungen
dieser Statue, die man mehrmals in und an S. Lorenz und S. Sebald
findet. In der Sebaldskirche sind sodann die zahlreichen Statuen von
Aposteln und andern Heiligen, d2t11l1lt('.l' auch Heinrich II._und Kunigunde
an den Pfeilern des Schiffes, meist Mittelgnt dieser Epoche, obendrein von
sehr verschiedenen Händen ausgeführt. Noch geringer ist die Mehrzahl
der ähnlichen Statuen an den innern Chorwändeai daselbst; nur diehetenrle
Maria und der Engel der Verkündigung, namentlich erstere zeugen von
höherer künstlerischer lümpiintiung. An dem ehernen Taufbecken der-
selben Kirche sind die Flaehreliefbildei- der Apostel und anderer Heiligen
sowie die frei vertretenden Gestalten der Evangelisten nicht von erheb-
licher Bedeutung, die Gewänder eonvcntionell fiie-ssend mit gehäuften Falten,
die Gestalten selbst dadurch etwas zu breit und zu kurz.
In der Lorenzkirche sind die Statuen an den Pfeilern des Schilfes
wie des Chores ebenfalls von sehr verschiedner Art. Durehgängig ohne
höheren Werth haben sie das herkömmliche Gepräge der spätem Zeit
dieser Epoche und geben den Bewciswic schnell hier die Kunst in äusscr-
liches handwerkliches Wesen überging. Dagegen enthält dieselbe Kirche
mehrere Bildwerke aus der ersten Hälfte des funfzehnten Jahrhunderts, die
den frühern Styl in besserer Weise wieder aufnelnnen und durch grössere
Rundung der gewöhnlich etwas gedrungenen Gestalten sich zugleich einer
schlichten Naturauffassrnlg nähern. So namentlich der Theokars alta r
vom Jahre 1437, dessen plastischer Schmuck aus den in Holz geschnitzten
und gemalten Statuetten des thronenden Christus mit der Weltkugel und
des ebenfalls sitzenden heiligen Bischofs Theokar, umgeben von den
Abbild. bei Ii.
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