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Drittes Buch.
Frau
kircl
Vorhalle.
Iiochreliefs den Tod der Maria, ihre Beerdigung und darüber ihre Krö-
nung. Es ist eins der liebenswürdigsten Werke aus der Frühzeit des vier-
zehnten Jahrhunderts, voll Leben und Empfindung, trefflich eomponirt,
von fliessend weicherBehandlung. Auch zeigt sich wieder dasselbe Talent
für dramatische Schilderung in den Gestalten der Juden, die bei Maria
Beerdigung vor dem Sarge niederstürzen. Derselben Zeit gehören an
den Seiten des Portals die Statuen der Maria und des Engels der Ver-
kündigung.
Bald nachher entsteht dann das ZWGltG plastische Hauptwerk der
Nürnberger Schule in der reichen bildnerischen Ausschmückungg der
F rauenkireh e, deren Stiftung 1355 durch Kaiser Karl IV. begann, und
(lereil Bau (wohl ohne die plastischen Details) schon 136i vollendet war.
Zuerst wurden wahrscheinlich im Chor an den Pfeilern die fast lebens-
grossen Statuen Johannes des Täufer-s, der lliaria mit dem Kinde, der hei-
ligen drei Könige, der Veronica, sowie Kaiser Heinrichs II. und seiner
Gemalin ausgeführt. Es sind Arbeiten von gutem feierliehem Styl, wür-
dig statuarischei- Haltung, klar und edel im Faltenwurf. Eine ganz an-
dere Hand verrathen dagegen die zahlreichen Bildwerke, mit welchen das
Hauptportal und die Vorhalle an der W estseite geschmückt sind, und die
eine alte Ueberlieferung dem Meister Sebald Sclwnhover zuschreibt. I)as
Ganze ist, wie die Kirche selbst, der Verherrlichung der Maria geweiht.
Die Vorhalle bildet drei Portale, von denen das vordere durch einen Mittel-
pfeiler getheilt wird. An diesem Pfeiler ist die Madonna unter reichem
Baldachin als Hinnnelskönigin thronend dargestellt, das Ohristuskind auf
dem Schoosse haltend, von zwei stehenden Engeln umgebende). Ihr ent-
sprechend sind nach dein Vergange der Lorenzkirche in den Portalwänden
Adam und Eva und zwei Patriarchen angeordnet, während in den Archi-
volten sich die sitzenden Gestalten der Propheten befinden. Die beiden
Seitenportale enthalten unten die Statuen von Aposteln, darüberün den
Arehivolten sitzende weibliche Heilige, die Eckpfeiler endlich S. Lorenz
und Sebald, die beiden Schutzheiligen der Stadt und Kaiser Heinrich den
Heiligen nebst seiner Gemalin. Ueber ihnen sind noch Baldatvhine für
weiteren statuarischen Schmuck vorhanden, und endlich sieht man in den
Bogenzwickeln schwebende Patriarehen mit Spruchbändern, wieder nach
dem Vorgange der Lorenzkirche, aber noch beträchtlich ungeschiekter,
wenn auch weniger gezwimgen als dort. Was bei all 41165611 Werken am
meisten auffällt, ist das Streben, die herkömmliche Auffassung zu durch-
brechen und zu einem eigenen Style durchzudringen. Nichts erinnert au
bei Hcllberg ,