Volltext: Geschichte der Plastik von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart

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Gruppe der Leidtragenden erhebt. Ein zierlicher Baldachinfries granzt 
diese Abtheilung von dem oberen Felde ab, welches die Darstelhmg des 
jüngsten Gerichts enthält. Der künstlerische Werth dieser ausgedehnten 
Compositionen ist ein bedingter. Es fehlt dem Meister nicht an Frische 
der Empfindung; manche Scenen, wie die Beschneidung, die Grablegung, 
die Kreuzigung, das Urtheil Salomons sind voll naiver Lebendigkeit, 
selbst im Ausdruck der Leidenschaft oft recht gelungen, z. B. die ohn- 
mächtige Maria unter dem Kreuze, oder die handeringende am Grabe 
Christi. Dagegen ist die Behandlung der Figuren im Ganzen etwas steif 
und hölzern, die Bezeichnung der Formen leidet an Ilärte, die tliessend 
weichen Motive der Gewänder sind in der conventioilellen Weise der Zeit 
gegeben, aber auch hier fühlt man eine gewisse handwerkliche Trockenheit. 
Das Nackte ist in den Gestalten von Adam und Eva mit gutem Verstand- 
niss durchgeführt, aber wie unterscheidet sich auch hier die befangenere 
Ilaltiuig von der leichten Bewegung und dem Adel derselben Gestalten am 
Dom zu Bamberg! Man sieht wie die Kunst spiessbiirgerlicli geworden ist, 
Der Vorgzmg von S. Lorenz scheint nun bald an der Sebaldus- 
kirchc eine wettcifernde Nachfolge hervorgerufen zu haben, die sich 
durch plastische Ausschmückung mehrerer Portale bekundet. Am süd- 
lichen Schiffportal sieht man im Tympanon eine Darstellung des 
jüngsten Gerichts, bei welcher der Künstler sichtlich das Relief von der 
Lorenzkirelie vor Augen hatte und mit Erfolg bemüht war dieselben Mo- 
tive zu freierem Fluss, die Figuren zu grösserer Weichheit und ltundiuig, 
den Ausdruck zu stärkerem Affekt auszubilden. Mild und liebenswürdig 
sind nicht bloss die fürbittendeil Johannes und Maria, sondern selbst (ler 
riehtende Christus. Auch die beiden Engel mit den Leidenswerkzeugen 
und der sitzende Abraham mit den Seelen der Geretteten im Schooss, die 
nach dem Vorgange des Hauptportals von Bamberg in den Arehivoltcn 
über den Saulenkapitälen angebracht sind, zeigen dieselbe Anmuth. Bei 
dem jüngsten Gericht ist. die Verzweiflung der Veldannnteii, welche (lureh 
einen phantastischen Teufel in den lelöllenraehen geschleppt werden, mit 
einer leidenschaftlichen Bewegung dargestellt, welche zwar ins Unruhige 
fallt, aber von entsehiedenem Talent für dramatisches Leben zeugt. 
Von anderer Hand, vielleicht etwas früher ausgeführt, sind die 
beiden grossen Statuen des heiligen Petrus und einer gekrönten Frau, 
welche neben dem Portal auf Konsolen stehen. Sie sind schlank, edel be- 
wegt und haben den einfachen grossart-igen Faltenwurf des dreizehnten 
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Das nördliche Sehiffportalii) enthält am 'l'yn1panoix in zwei 
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