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Drittes Buch.
der desshalb kaum schon 1220 entstanden sein kann, gewisse Elemente
des frühgot-hischen Styles sich damit verbinden. First die folgende
Epoche sollte in diesen Arbeiten den vollständigen Uebergang zur Gothik
erleben.
Pluglanal.
Späte Ent-
faltung.
In England war die Plastik bisher selten geübt werden. Die
wenigen Denkmale der früheren Zeit verharrten noch bis in den Ausgang
des zwölften Jahrhunderts bei äusserster ltohheit und Starrhcit. Sie
standen im Einklange mit der unerfreulichen Schwere der normannischen
Architektur. Als aber in dem benachbarten und mit England (lamals so
nahe verbundenen Frankreich der neue gothische Styl sich glänzend erhob,
nahm das praktische Inselvolk denselben schnell und bereitwillig auf.
Schon im Ausgang des zwölften Jahrhunderts war ein französischer Bau-
meister, Wilhelm von Sens, zum Bau des neuen Uhores der Kathedrale
von Canterbury berufen werden. Kurz darauf erhob sich die Templer-
kirche und etwas später die Westininsterkirche inLondon in fmiizösischen
Formen. Vor Allem war es aber die lange Regierungszeit Heinrichs 111.,
welche in allen Zweigen (ler Kunst einen glänzenden Aufschwung sah.
Wir wisscnx dass dieser König viele fremde Künstler herbciricf, dass er
einen Maler aus Florenz, einen Mosaizisten aus Rom, einen lllünzmeister
aus Braunschweig, einen Goldschmied aus Deutschland beschäftigte. Die
Vcrmuthung, dass er auch fremde Bildhauer berufen habe, liegt nahe und
wird durch mehrere Grabsteine bekräftigt, welche unziveifellnift von aus-
ländischen Künstlern gefertigt sind. Kaum war aber die fremde Plastik
eingebürgert, so musste sie sich so gut wie die Architektur eine Umbildung
gefallen lassen, welche dem nationalen Geiste entsprach. Die Engländer
suchten gleich allen vorwiegend aristokratischen Völkern in der Kunst
vornehmlich das Mittel, die Erscheinung der Persönlichkeit im Bilde fest-
zuhalten. Wie daher später die Venezianer die Portraitinalerei, so
brachten die Engländer die Portraitplastik zu glänzender Blüthe. Sie
gingen darin aber nicht wie in Frankreich und Deutschland vom idealen
kirchlichen Style aus, sondern suchten möglichst scharf das besondere
Gepräge des Einzelnen hervorzuheben und kamen dadurch früher als die
andern Völker zu manchen realistischen Besonderheiten des Styls, die
dann selbst auf die kirchlichen Seulpturen zurückivirlaten. Ein Ueberbliek
über ihre (irabmonumentet) wird dies einleuchtend machen.
Ä") 'l're{l'licl1c Abbildungen in Slulluzrll, monu
genügend in der Darstellung, aber reich an llizltßri
lvP, Speciln. of. amcienm sculpt. und painlt. in Engl.
m. eüigius of Gr. Brit. 1917. Un-
ul ist- daa ältere YVurk vun J. Car-
1780. Neue AuH. 1838.