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Drittes Buch.
machen den Schluss. So viel Willkür und scheinbar Gesuchtes mit unter-
läuft, so poetisch und gedankenvoll wirkt doch das Ganze, zumal es durch
die reiche, ziemlich erhaltene Bemalung noch gehoben wird:
Endlich vertritt eine Anzahl von Grabsteinen in verschiedenen
Gegenden Deutschlands denselben einfach edlen Styl in würdiger Weise
und obendrein in gesteigerter Mannigfaltigkeit der Auffassung. So im
Münster zu Stras sbur g ein bischöfliehes Grabmal, etwa gleichzeitig mit
dem Beginn des Thurmbatres, also aus der spätem Zeit des Jahrhunderts,
wofür auch das offenbare Streben nach Portraitwahrheit spricht. Das Werk
ist reich ornamentirt und vollständig bemalt. Derselben Spatzeit gehört der
Grabstein eines Grafen Berthold von Zahringen (T 1218) im Münster zu
Freiburg, der Kopf mit Schnurbart entschieden portraitartig, der Körper
im Ket-tenpanzer, steif mit gespreizten Beinen auf einem Löwen stehend,
die Hände zum Beten gefaltet. Das Werk gehört vielleicht erst dem An-
fange des vierzehnten Jahrhunderts, wo die lang herabfliessenden Ge-
wänder der früheren Zeit in unplastiseher Weise dem kurzen Panzerroel:
weichen. Dagegen zeigen noch den Idealstyl der früheren Zeit des J ahr-
hunderts die Grabmäler des Landgrafen Konrad (T 1243) in (lerElisabeth-
Kirche zu Marburgtt), und der merkwürdige Grabstein Erzbisehofs
Siegfried (T 12-19) im Dom zu ltIainzTT). Neben ihm sind die beiden
Gegenkönige Heinrich Raspe und Wilhelm von Holland, denen er die
Kronen aufsetzt, in kleinerer Gestalt angebracht, eine originelle Charak-
teristik der geistlichen Macht, die freilich zu gezwungenen, eckigen Be-
wegungen geführt hat. Treffliehe Arbeiten sind sodann die Grabsteine
eines Grafen Otto von Botenlaubcn und seiner Gemahlin in der Kirche zu
Franenrode bei KissingenTH), sowie im Kloster Altenberg an der
Lahn das Denkmal des Grafen Heinrich von Solms-Braunfels T), sammtlieh
bald nach der Mitte des J ahrhrmderts ausgeführt. Endlich noch vom
Ausgange des Jahrhunderts der Grabstein eines Grafen Diether von Katzen-
ellnbogen aus der Clarakiithe zu Mainz nach Wiesbaden ins Museum
versetztTT) und das interessante in gebranntem Thon ausgeführte und reieh
bemalte Denkmal Herzog Heinrichs IV. (T 1290) in der Kreuzkirehe zu
Breslau, im Panzerhemd und vollem Waffenschmuck; an den Seiten der
Mollnrys Denkm. Taf. 19.
M) Trefflichc photographische Darstcllungcn
des Mainzer Domes in H. Ißnzllcuhv Dom zu Mainz.
äoki) v. 'l'rachtcn des I.
1') Illiillcräs Beiträge II. S. 27.
H") u Hafher-Jlielzeck a. a. O. I. Taf. GS.
(licscs und d
1858.
Taf. 59 u. 60
übrigen
Denkm.