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Drittes B1
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mtvr zu
lsshurg.
Braunscliiveiger Werk. Vom Ende des Jahrhunderts mögen endlich die
vier ähnlichen, aber feiner entwickelten Standbilder an den Chorwäiuleii
des Domes zu Meissen stammen, die ausscrdem durch ihre wohlerhaltene
Bemalung sich auszeichnen. Sie stellen Kaiser Otto I. und seine Genialin
sammt den Kirchenpatronen Johannes und Donatus dar.
Das südliche Deutschland scheint nur zögernd und vereinzelt dem-
neuen Styl den Zugang gestattet zu haben. Doch wird er in Schwaben
wenigstens durch den eleganten S. Michael, der den Drachen niederwirft,
am hlittelpteilcr der westlichen Vorhalle der hilichaelskirche zu Hall,
sowie durch das schöne Doppelgrztb Graf Ulrichs von Würtemberg und
seiner zweiten (iemalin Agnes im Chor der Stiftskirche zu Stuttgart,
wohl bald nach 1265 gefertigtit), würdig vertreten. Dagegen finden wir
in den südwestlichen Gegenden, hart an der Grenze des französischen Ge-
bietes, zwei der uinfangreicllsteil iuid herrlichsten Iicistungen des Styles,
beide dem Ausgange des Jahrhunderts angehörend. Zunächst der reiche
plastische Schmuck des ltlünstcrs zu Strassburg, der die Hauptfacadc
und die Portale des südlichen Kreuzarmes umfasst. Die beiden romani-
schen Portale des letzteren besassen ehemals eine Reihe von Statuen,
welche bis auf die Gestalten der Kirche und Synagoge in der Revolution
zerstört worden sind. An dem Bilde des Evangelisten Johannes hatte
sich als Urheberin Sabina, die Tochter Erwins von Steinbaeh, des Mei-
sters der Westfacatle, genannt. Wir dürfen ihrer Hand daher vielleicht
auch die noch tibrigen Bildwerke des Kreuzschiffcs zuschreiben. Die bei-
den Statuen sind schlank, die Gewänderiiüssig und fein drapirt. Die
Reliefs in den Bogenfeldern, welche den Tod und die Krönung der Maria
darstellen, sind trefflich componirt und in zierlich detaillirender Behand-
lung (lurchgeführt, die Köpfe voll Adel und Leben, wenngleich etwas mo-
noton in der Form. Bei dem Tode der Maria (Fig. 130) überrascht ausser
der reichen Gruppirung die grosse Feinheit der Gewandbehandlung, na-
mentlich an der Madonna, deren Arme und Hände man durch (las feine,
straff angezogene Obergewand in einer Weise (lurchsehimmern sieht, wie
sie sonst nur bei antik römischen Gewandfiguren vorkommt.
Der Drang nach plastischem Schaffen war hier so gross, dass man
selbst im Innern des südlichen Kreuzarmes an dem Mittelpfeilcr zwölf
grosse Statuen Christi, der Evangelisten und anbetendcr Engel in meh-
reren Reihen anordnetc. Auch diese sind fein entwickelt, zierlich im
Faltenwurf mit ausdrucksvollen Köpfen und nur in der Bewegung etwas
ungeschickt.
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M's Kunst
l. Mittelalters in Schwaben.