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Drittes B:
Pnrtal
S. Ji
kleinere Gestalten in fürstlichen (iewäntlern, eine männliche und eine
weibliche, haben sich zu Boden geworfen und bringen dem Erlöser das
Modell der von ihnen gestifteten Kirche dar. Wahrscheinlich sind es die
Königin Constanzia, Gemahlin Otakstfs I. von Böhmen, und ihr Sohn,
König Wenzel I. Hinter ihnen stehen eine männliche und eine weibliche
Gestalt, vielleicht eher ihre Schutzheiligen als ihre nächsten Verwandtent).
Diese ganze Composition ist, einschliesslieh der in orientalischer Weise
am Boden rntschenden Donatoren, völlig im Geiste byzantinischei' Kunst.
Dagegen sind an den die Statuen der zwölf Apostel ange-
bracht, die beiden äussersten etwas entfernt und auf Säulen, welche von
unförmliclien Löwen getragen werden; diese sämmtlich noch in roma-
nischem Style mit antikisirenden Gewirändern, aber in offenbaren] Streben
nach charakteristischer Mannichfaltigkeit (Fig. 126). Doch scheint die
Arbeit ungleich; Einiges nicht ohne belebtere Motive, Andres ziemlich roh,
die Falten bei mehreren Gestalten starr in parallelen Linien. Die Köpfe
haben etwas Naturalistisches, das in einigen zu fast bedenklicher Wild-
heit übergeht und geradezu ein national slavisches Gepräge anzunehmen
scheintitit).
Aus ähnlicher Tendenz ist das kaum minder prachtvolle Portal der
Kirche von S. J ak in Ungarn hervorgegangen. Seine Ornamentil: bewegt
sich noch völlig in romanischen Formen, aber der Spitzbogen und die
Kleeblattform derNisehen über den Arehivolten sprechen im Einklange mit
der Gesammtanlage für das dreizehnte Jahrhundert, dessen zweitem Viertel
dies edle Denkmal angehören mag. Iin Tympanon sieht man das Brust-
bild Christi, von zwei knieenden Engeln gehalten. Der Meister dieses
Baues mochte aber die reiche Dekoration seiner Säulen und Pfeiler nicht
aufgeben oder durch Statuen unterbrechen, deren Grösse die Anmuth
der architektonischen Verhältnisse beeinträchtigt hätte. Daher ordnete
er die Gestalten Christi und der Apostel in Nischen über dem Portal
an, welche aufsteigend der Linie des V orhallendaehes folgen. Diese
Anordung ist ebenso wohl durchdacht als wirkungsvoll. Was den
Styl der Gestalten betrifft, so scheinen dieselben den reich bewegten,
aber noch durchaus auf antiker Grimdlage beruhenden der romanischen
Letzteres nimmt Wocel a. a. O. S. 265 an. Mir scheintjedoch besonders die
frechte Stellunu- und die empfehlende, aber nicht. hetcnde Bewegung der Hände
an D
(lagegen zu sprechen.
413:) Ich urtheile nach Photographieen, nach welchen auch du: Abbllclung an-
gefertigt ist Euehmre Köpfe _7 Welche, wird mcht gesagt sollen 1n (xlpä erneuert
worden sein.