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Drittes Bm
kurzen Körpern, dass das Missverhältniss grell hervortritt und die
dichte Nachbarschaft mit andern Werken von höchster Schönheit sehr
auffallend wird. Und doch sind die Köpfe an sich gut und lebendig
(lurchgcführt. Wie verschiedene IIände aber an demselben Portale ar-
beiteten, sieht man an den zwei und vierzig kleinen sitzenden (le-
stalten von Bischöfen, Königen und Ileiligen, welche in drei Reihen
die Hohlkehlen der Archivoltcn füllen. Sie sind (lurchgäingig von be-
zaubernder Schönheit, Würde und Anmuth, die Köpfchen köstlich
und fein, die Stellungen vielfach wechselnd, die Gewänder herrlich ent-
wickelt und manniehfzich motivirt, so dass keine geistrcicheren Variatio-
nen eines so einfachen plastischen Themas zu denken sind. Das Tym-
panon zerfällt in fünf Relicfstreifen, in deren oberstem der throneiuie
Christus zwischen zwei anbetenden Engeln erscheint. In den unteren
Feldern ist die Geschichte des h. Remigius in höchst anziehenden Reliefs
mit zierlichen Gestalten lmd klarer Anordnung und lebendigem Aus--
druck geschildert. 'I'refflich ist z. B. die Scene wie der Bischof mild, aber
ernst und bestimmt (lrei Teufel zurückweist und ihnen auf dem Fussc
nachfclgt, während sie im FliCllßll nicht ohne Humor ihn angrinsen
und ein kleiner Teufelsprössling sich am Knie des einen festhält, um
nicht zurück zu bleiben. Solcher frischen, naiven Züge ist überall
eine Fülle.
Am Nebenportal enthalten die rechtwinklig vertieften Wände
jederseits drei Ileiligengestalten, deren Gewänder in übertriebener Fein-
heit der Detaillirung gänzlich der Antike nachgebildet sind und einen
interessanten Vergleich mit der so verwandten und doch so grundver-
schiedencn Gewandung der übrigen Werke (licsci- Zeit gewähren. Die
Köpfe sind etwas hart aber doch würdevoll, die Verhältnisse der Körper
dagegen wieder auffallend kurz und unglücklich. Alles das wird aber
reichlich aufgewogen durch die grosse Christusstatue am ltlittelpfeilerf")
'ein Werk von solcher Schönheit, dass man es als die feierlichste plasti-
sche Schöpfung der gesammten Zeit bezeichnen darf. Hier ist völliges
Verständniss und DBWUDÖGHISXVÜTCligG Durchführung der gesannnten Form
in untadeligen Verhältnissen, dazu eine Herrlichkeit in dein milden klaren
Ausdruck des Kopfes, der vom Haar in weichen Wellen urntlossen wird,
der göttliche Ernst des erhabensten Lehrers von lautrer Aninuth verklärt
erscheint. Die rechte Hand ist erhoben nnd die drei vorderen Finger
ausgestreckt, die Linke hält die Weltkugel Ulld damit zugleich den von
in den Denkmälern der Kunst Taf.