Drittes Kapitol.
Nordische Bil:
lnerei der frühgothischcn Epoche.
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menschliche Gestalt die Saurhe dem architektonisch gebildeten Künstler
zu erlcitwhtern suehtt). Dies stellt sich uns freilich als ziemlich willkür-
liches Verfahren dar: aber es giebt uns Aufschluss darüber, warum die
zahllosen Statuen jenerZeit so sicher stehen, so fest in ihrem Sclnverpnnkt
ruhen und vor Allem, warum in ihren Bewegungen trotz der oft stark aus-
gebogenen Haltung ein so glücklicher Rhythmus und solches Gleichgewicht
herrschen. Denn wir finden hier eine vielseitige Anwendung jenes Gesetzes
der Seulptur, das die Italiener neontraposto" nennen, und welches in spit-
terer Zeit bekanntlich in der Plastik eine grosse Rolle spielt. Es gewährt
einen eigenen Reiz zu sehen, wie sicher Villard sieh in seinen Zeichnungen
bewegt, und wie gewandt er sein System auf die verschiedensten Gruppen
anwendet. Im Bewusstsein seiner flotten Zeichenkunst sehriekt er selbst
vor den schwierigsten Stellungen nicht zurück, und wie er einmal den
Löwen von vorn zeichnet, so stellt er ein andermal (Taf. 45) einen zu
Pferde steigenden Ritter so dar, dass das Pferd in der Vorderansicht
erscheint. Ueberhaupt enthält sein Buch eine Anzahl von Genrescenen,
die ilieht lebenswaln'er aufgefasst sein könnten. S0 sieht man ein paar
Würfelspieler, Scenen des Ringkztmpfes, Gaukler in ilerschiedenen Pro-
duetionen, Ritter und Dame in zierlicher Unterhaltung u. s. w. Einmal will
er Anleitung geben, wie die Höhe eines Thurmes (lurch Visiren zu ermitteln
sei, und zeichnet dabei den Visireilden ganz vortreiflicli in winzigem
Massstabe.
Wir sehen an diesem einzigen auf uns gekommenen Beispiele, wie
strebsaln, wie vielseitig die damaligen Künstler waren, weleh frische Em-
pfängliehkeit sie für Alles besassen. Aber das Leben, das sie umgab, war
auch dazu angethau, ein künstlerisches Auge zu begeistern. Es war
überall anmuthiger, geschmeidiger geworden, die Sitten waren milder, man
legte WVerth auf Schönheit des Aeussern, auf ein feines ritterliehes Be-
nehmen. Die 'l'raeht der Geistlichen und der Laien hielt noch an den
Grundzügen der Antike fest, liess wie jene den Körper klar hervortreten
und sieh in edler Bewegung frei entfalten; aber der barbarische Prunk
hyzzuitiniseller Hefgewiinder, die mit Stickereien und Edelsteinen überla-
den wvareu, verselnviildet und findet nur noch an gewissen Stellen des
geistlichen Plaie-hternats besehriinkte Anwendung. Dagegen {iiesst in
langen schönen Linien, die auf einen geschmeidig vreiehen Stoff hindeuten,
die ritterliche Tracht, bei Herren und Damen ziemlieh übereinstimmend
ein faltenreiehes Untergewand, über den Ilüften durch einen Gürtel be-
Das iiussel
Leben.
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