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Drittes Buch.
und eines Leviten in steifer typischer Strenge; ebenso streng stylisirt
erscheinen die Löwen, auf welchen der aus demselben röthlichen lllarmor
gearbeitete "Paufstein ruht, während die zierlichen Arabcskenrankeli,
welche das Becken schmücken, elegant und lebendig sind.
Ziemlich roh ist dagegen der Styl der iiltern Seulpturen an der Fagade
des Doms zu Piaeenza, welche inschriftlich 1122 begonnen wurde.
Am Hauptprortal sind die Zeichen des 'l"hierkreiscs, in der Mitte die
Hand Gottes dargestellt. Am südlichen Portal sieht man über dem Thür-
sturz sechs kleine Reliefs aus dem Leben Christi, welche an dem nörd-
liehen sich fortsetzen; als Träger der Thürpfosten hat man in sinniger
Weise die Gestalten christlicher Tugenden angebracht. Die Arbeiten
erheben sich nicht über das Niveau des Zeitübliehen. Verwandten
Chiavenn:
Toscana.
Charakter trägt das Portalrelief am nördlichen Kreuzsehid von S. Mieehele
in Pavia, welches Christus thronend in einem von zwei Engeln getrage-
nen Medaillen, daneben zwei Bischöfe enthält. Dem Ausgang der
Epoche werden die Einzelstatuen Christi und der zwölf Apostel im süd-
lichen Seitensehiif von S. Ze110 zu Verona angehören, Figuren, deren
bewegte fast dramatische Haltung vergeblich gegen die leere Allgemein-
heit der typischen Köpfe ankampft. Der-selben Zeit darf der aehteelaige
marniorne Taufstein in S. Giovanni in Fonte, dem alten Baptisterium des
Doms daselbst, zugeschrieben werden. Er enthält auf den Feldern die
Jugendgesehiehte Christi: Verkündigung, Heimsuchung, Geburt, Kinder-
mord, Flucht nach Aegypten, Anbetung der Könige und Christi Taufe
im Jordan. Die lllotive sind ungleich, aber der Styl klar (lnrehgebildet,
würdevoll und lebendig. Die überlangen Gestalten verrathen in Ge-
wandung, Bewegung und Gruppirung geradezu eine antike Renaissance
des zwölften Jahrhunderts. Ein Erzeugniss der derben aber lebensvollen
Phantastik dieser läpoehe sind die (lekerativen Werke an der Kanzel in
S. Ambrogio zu Mailand. Welche Rohheiteil man sieh aber noch am
Ende dieser Epoche gefallen liess, beweist der Taufstein im Baptisterium
bei S. Lorenzo zu Chiavenna, insehriftlieh vom Jahre 1'206, deren
plumpe Reliefs ein mehr saehliehes als künstlerisches Interesse haben.
Eine andere Schule tritt, ebenfalls in Verbindung mit einer glän-
zenderen Entfaltung der Architektur, etwa seit der Mitte des zwölften
Jahrhunderts in Toseana hervor; allein sie steht an Formlosigkeit der
oberitalienischen gleich, an Lebendigkeit sogar um ein Wesentliches zu-
rück. Zugleich tritt an ihren Werken ein Missverhaltniss gegen die
gleichzeitige Entwicklung der Architektur hervor, welehes noch viel
schneidender erscheint als bei allen anderen gleichzeitigen Schulen Italiens
und des Nordens. Denn die toskanisehe erlebt im Laufe