Volltext: Geschichte der Plastik von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart

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Drittes B uch. 
Vailanxd. 
Parma. 
Bapti 
sterinr 
genannt wird. Auch die andern Meister werden in ausführlichen Inschrif- 
ten gepriesen, welche ihnen für alle Zeiten lIeil wünschen und die Be- 
schauer zur Bewunderung ihrer Werke auffordern. S0 wird auch ein 
Bildhauer Anselznrzes, welcher in Mailand an der Porta Roniana die noch 
ausserst barbarischen Reliefbildcr des lüinzugs der Mailänder in ihre von 
Barbarossa zerstörte, aber glücklich wieder erbaute Stadt ausgeführt hat 
(um 11.70), ein zweiter Dadalus genannt. Wir erkennen aus allen diesen 
Zügen, welche Bedeutung solche Werke in den Augen der Zeitgenossen 
hatten, zugleich aber auch, welches freudige Interesse die Bürgerschaften 
und die Vorsteher des Gemeinwesens an den Leistungen der Kunst nah- 
men. Es ist für Italien charakteristisch, dass dort, das Kunstwerk als 
solches in's Auge gefasst wurde, zu einer Zeit, wo in der viel entwickel- 
teren Kunst des Nordens die Person des Künstlers und der Werth seines 
Werkes völlig von der kirchlichen Bedeutung desselben verschlungen 
wurde. 
In Parm a tritt mit einer Reihe von Werken ein Meister Benwlello 
Antelanzi auf, in welchem sich der Höhenpilnkt der oberitalienischen 
Scnlptur in den letzten Deeennien des Jahrhunderts ausspricht. Das 
früheste mit seinem Namen bezeichnete Werk, vom Jahre 1178, ist ein 
Marmorrelief im Dome, rechts in der dritten Kapelle. Es stellt eine 
Kreuzabnzthme dar in einem Style, der die frühere Forinlosigkeit und 
Rohheit durch zierliche Steifheit zu überwinden sucht. Die Gesichter 
sind typisch gleichförmig und ausdruekslos, das Haar durch saubere 
Parallellinien angedeutet, die Körper noch sehr befangen, aber dennoch 
in den Bewegungen nicht ohne Phnpiindiing. Zwei lüngel schweben nieder, 
der eine um die am spitzen Judenhut kenntliche Synagoge niederzu- 
drücken (asinagoga deponiturtt), der andere um die Kirche, die mit Kelch 
und Kreuzfahne dasteht, zu erheben  eclesia exaltatur"). Sonne und 
Mond in Blumenkranzen schauen zu. Unten,rcehts theilen die Kriegs- 
knechte das Gewand Christi. Das Hauptdcnkmal dieser Zeit ist aber die 
plastische Ausstattung des Baptisteriums zu Parma. Am Nordportal 
liest man, dass ein Bildhauer Namens Benediclzes im Jahre 1'196 das 
iVerk begonnen habe. Wir glauben in ilnn denselben Benedetto Antelami 
zu erkennen, da der lebendiger entivickelte Styl sich als ein naturge1nässei' 
Fortschritt des Meisters erklären lasst. Das Nordportal zeigt links am 
Pilaster den Stammbaum von Jakob und Lca, am 0136111 Ende Moses, rechts 
die Wurzel J esse in reichen Baumastverschlingungen, alles mit Inschriften 
bedeckt. Am Thürsturz ist die Taufe Christi, die tanzende Tochter der 
Herodias, wobei ein Teufel assistirt, und die Enthauptung Johannes des 
Täufers darstellt. 1m Bogenfelde sieht inan die Anbetung der Könige,
	        
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