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Drittes Buch.
Augouläme.
Clennont.
Arabesken in überaus derber plastischer Ausführung tibergossen, (lass
das Auge wie in einem Irrgarten phantastischer Blumen gefangen wird
und sich zwingen muss, den selbständigen Bildwerken Aufmerksamkeit
zuzuweuden. Zunächst sind über den drei grossen Bogenötfntmgen des
unteren Geschosses an möglichst ungeeignetem Platze Reliefdarstcllungen
vom Sündenfall bis zur Verkündigung ltlariät, der Heimsuchung und
Geburt Christi in ziemlich verwvirrter Anordnung über die ganze Flache
hingestretit. Das Relief ist derb, die Gestalten schwer, die (lewandung
in einem harten Style behandelt und doch regt sich, wenn auch in eckigen
Bewegungen, ein energisches Naturgefühl. Züge, wie die Würterin,
welche, während sie das neugeborne Ohristuskintl waschen hilft, sorg-
lich nach der im leiettc liegenden Mutter tunsehzitit, stehen nicht verein-
zelt da. Darüber folgen in zwei Arkadenreihen, unten sitzend, oben
stehend, die Gestalten der Apostel und zweier Bischöfe in hartem, stren-
geln Styl aber zierlicher und scharfer Gewandbehairdlung; ganz oben am
mittleren Giebel in einem vertieften ovalen Felde Christus, umgeben von
den Evangelistenzeichen. lAuch hier spricht das umrahmende Beiwerk,
zierliche Filigran in Stein, so vorlaut mit, wie an den übrigen Theilen
der Faeade, die dadurch mehr ein XVerk der Goldsclnnietlektnlst als der
Architektur erscheint. Noch reicher muss ursprünglich die plastische
Ausschmückuiig (ler Kathedrale von An gouleme gewesen sein, die ilicht
allein in verwandter Anordnung und ähnlichem Style zahlreiche Gestalten
von Aposteln und leleiligen und im oberen Mittelfelde die Gestalt des
Weltrichters zeigt, sondern auch daneben eine ausgedehnte Darstellung
des jüngsten Gerichts enthält, welche das Auge sich freilich mühsam aus
den zerstreuten Reliefs der ganzen Fagade zusammenlcsen muss.
In der Auvergne liegen einige Beispiele (lekorzttixter Plastik vor, die
gleich der Architektur dieser Gegend eine nahe Beziehung zum Styl der
Provenge bekunden, obwohl sie den (lortigen Werken in technischer Aus-
führung nachstehen. Das Bedeutendste ist hier das südliche Portal der
Kathedrale zu Clermont, dessen Pfosten mit Reliefbildern von heiligen
Gestalten bekleidet sind, und dessen Thürsturz in giebelartiger Erhöhung
ein Relieffries mit der Anbetung der Könige, der Darstellung im 'l'empel
und der Taufe Christi im Jordan schmückt. Die schöne Anordnung des
Ganzen und die lebendige Art der Darstellung erinnern an die Werke
von St. Gillcs. Im Bogenfelde sieht man in strenger Auffassung den
thronenden Christus von zwei Seraphim rungeben. Besonders klar durch-
gebildet ist sodann der Styl der plastischen Decoration an den mit Stuck
bekleideten Kapitälen im Chor der Kirche von Issoire, offenbar vom
Ende des Jahrhunderts.