Zweites Iiapitel.
Die byzantinisch-
anmanische Epoche.
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Einsicht behandelt; die Bewegungen sind schlicht tmd spre-
chend, der Styl der Gewänder ein frei antikisirender und nur die Köpfe
nehmen noch nicht an der frischen Lebendigkeit des Uebrigcn Theil. Ein
ähnliches nur kleineres tVerk des ZWÖlftGl] Jahrhunderts ist das Tauf-
becken im Dom zu Osnabrück, das in fünf ltclicffeldern die Taufe
Christi im Jordan und die Apostel Petrus und Paulus in Brustbiltlern ent-
hält. Auch hier ist der Styl ein fein und selbständig antikisirender, aber
in den Figuren, namentlich in dem Engel, der mit dem Tuehe zum Ab-
trocknen hastigen Laufes herbeieilt, spricht sich ein errcgtcs Naturgeftihl
aus. Die Thätigkeit sächsischer Giesser wird aller Wahrscheinlichkeit
natch (lurcll zwei für den slavischen Osten gearbeitete Erzthüren be-
zeichnet. Das ältere scheint die Korssunsche Thür der Sophienkirche
zu Xowgorod zu sein, durch einen Meister Riqzeivzzzs auf Befehl des
Bischofs Alexander von Ploek und des Erzbischofs Wichman von Magde-
burg vcrnluthlich zwischen 11.52 und 1156 gefertigt. In mehreren Seeneil
werden Sündenfall und Erlösung dargestellt, dazu anderes Figürliche als
Ausfüllung hinzugefügt. Die andere 'l"hür, die sich am Dom zu Gnesen
befindet, besteht aus zwei Flügeln von ungleicher Mischung und Arbeit,
und schildert in achtzehn umrankten Fehlern das Leben des heiligen Adal-
bert, ebenfalls in ziemlich typischer Behandlung. Hieher gehört ferner
der eherne Löwe auf dem Domplzrtze zu B rauns eh w eig, 1166 errichtet,
ein Werk, dessen straffe Bildung bei aller Strenge nicht ohne Naturgefühl
ist. Andere bedeutende, allerdings überwiegend dekorative Arbeiten des
Erzgusses sind der Leuchterfuss im Dom zu Fragt") und besonders die
prachtvollen Kronleuchter dieser Zeit, Welche gleich den früheren das
himmlische Jerusalem vordeuten sollten. Vorzüglich elegant durchgeführt
und schön erhalten ist der Kronleuchter in der Abteikirche zu Komburg,
von vollendeter Schönheit des Ornamentalen, der herrlichen Arabesken-
ranken, in deren verschlungenen Blättern allerlei Gethier sich voll Leben
bewegt; dagegen die getriebenen Figürchen der Apostel in den Thürmen
und die Brustbilder der Propheten tinentwiekelt und starr. Trotzdem
datirt das Prachtwerk, wie der Styl der Ornamentik lehrt, vom Ende der
romanischen Epoche. Von gleicher Pracht ist der um 1165 von Friedrich I.
und seiner Gemalin in das Münster zu Aachen gestiftete Leuchter, der
jedoch seinen statuarischen Schmuck verloren hat. In diese Verbindung
gehört denn auch, obwohl gewiss erst im Anfange des 13. Jahrhunderts
entstanden, das prächtige eherne Taufbecken des Doms zu Hildesheim,
ein grossartiges, an symbolischen Bezügen reiches Denkmal der alten
Kron-
leuchter.
Mittelaltl.
Kunstdcnkm.
des östefr. Kaiserst.
Taf.