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Buch.
Drittes
Zeit plastischen Portalselhnilek, wenn auch in rohem Styl, wiezu Ober-
tudorf bei Paderborn zwei ungeheuerliche Ilöwentiguren an den weit
vorspringenden Kämpfern und darüber am Tlhürsturz Christus zwischen
den puppenartigen thörichten und klugen Jungfrauen. Weit besser, in
lebendigcren Motiven und glücklicher Raumfüllung ist das Relief einer
Anbetung der Könige an der Pfarrkirchc zu Beekum. An tiem nörd-
lichen Hauptportal der Kirche zu Balve zeigt sich Christus in einem
von zwei Engeln gehaltenen Medaillen thronend, von grosser Lebendig-
keit der Auffassung, während ebendort am südlichen Portale ein Relief
des Gekreuzigten mit Johannes und Maria von geringer und roher Arbeit
ist. Ferner bezeugt eine Anzahl von Taufsteinen mit reicher plastischer
Aussehmückuiig den lebhaften Betrieb der Bildnerei in diesen Gegenden.
So in der Kirche zu Freckenhorst, inschriftlich vom Jahre 1'129, mit
sehwerfälligen Darstellungen aus dem Leben Christi. Aehnlich, aber
besonders herb und typisch in der Behandlung der Taufstein in der
Kirche zu A plerbeck, und ganz dersdlbe wiederholt in der katholischen
Kirche zu Bochum; andere mit den Darstellungen der Apostel in den
Kirchen zu Eisen und zu Boke, vorzüglich aber in ungleich edlerem
Styl in der Kirche zu Beck um. Endlich mögen noch als weitere Zeug-
nisse für die Regsamkeit der Bildnerei dieser Epoche die beiden Eck-
säulen in Chor der Kirche zu Erwitte hervorgehoben werden, in harter
selbst roher Ansftihrung mit Reliefgestalten von Engeln geschmückt,
welche die Jakobsleiter hinauf und hinabsteigen.
Geringer an Zahl und Bedeutung sind die plastischen Werke in den
weiter westlich gelegenen Gegenden. Wie wenig man um diese Zeit
selbst in Köln leistete, beweisen mehrere Bildwerke aus St. Pantaleon
im Museum daselbst und die Figuren am Portalbogen von St. Cacilia.
Ebenso sind zu Remagen die Seulptnren am Portal des Pfarrhofcs roh
und in unklarer Phantastik behandelt. Nicht minder schwerfallig; und
herb zeigen sich die Reliefs am Taufstein der Sehlosskirche zu
Pont-a-liious son bei Metz in Lothringen, welche mehrere Taufscenen und
die Predigt Johannes des 'I'äufers enthalten. In den benachbarten Gegen-
den der Niederlande sind die Sculpturen der Kathedrale von Tour nay
beachtenswerth. Am Portale des nördlichen Kreuzarmes sieht man den
Sieg der Tugenden über die Laster in einem harten, schweren Style, doch
nicht ohne Leben dargestellt.
Ungleich wichtiger sind dagegen die plastischen Werke des sächsi-
schen Gebietes. Zwar fehlt es auch hier nicht an Arbeiten, welche mit
schwerfalliger Rohheit das typische Stylgeprage der Zeit wiederholen,
wie die derben imtersetzten Figuren an der Vorhalle des Domes zu