Erstes Kapitel
Indien
md seine
aenlänäcr.
trctfen an Reichthunl und phantastischer Wildheit die buddhistischen
Hciligthüiner, obwohl in späterer Zeit auch der Buddhismus sich einer
glänzender-cm Ausstattung seiner Denklnale nicht hat versehliessen können.
Das Freibild, die höchste und eigentlichste Leistung der Plastik, fehlt der
indischen Kunst. Selbst die oft kolossalen Bilder des sitzenden Buddha in
der Ilauptnisehe buddhistischer Grotten sind nicht Statuen, sondern Hoch-
reliefs. Unfrei, wie sie geistig erscheint, zeigt sich die indische Plastik
auch äusserlich: eine Sklavin der Architektur, der sie in all ihren Launen
dienen muss; Herrin tmd Dienerin gleich fern von gelautertem künstle-
rischen Wollen, in mystischen Taumel verschlungen, wild, phantastisch,
ungeheuerlich.
S0 weit- bis jetzt nach dem Stande der [intersuchung ein Urthcil
gestattet ist, scheinen die ältesten erhaltenen Denkmale indischer Kunst
sich an den Sieg zu knüpfen, welchen König Agoka um 250 v. Chr. für
die neue Lehre des Buddhismus crfocht. Eine vielseitigere, glänzendere
Blüthe wird erst in der Folge aus dem WVettkampfe beider Religions-
systeme herrorgcgzingeii sein. Den grösstcn, bestimmendsten Einfluss auf
die Entfaltluig der indischen Plastik übt jedoch der Brahmaismus, und
ihre glanzvollste Blüthezeit erlebt die Kunst. der Hindu in der Epoche,
welche unsrem christlichen ltlittclalter, etwa bis in's 13. Jahrhundert,
parallel läuft. liline Mittelstelhlng zwischen den brahlnanisclieii und
buddhistischen Werken nehmen die Denkmale einer dritten, späteren
Sekte, der Jaina's, ein. Gewiss ist ferner, dass, unbeirrt von den poli-
tischen Umwälzungen, die indische Kunst bis tief in's 17. Jahrhunden-t
unserer Zeitrechnung eine Menge prächtiger YVerke herixorgebracht hat.
Von stylistischen Llnterschieden, _v0n eigentlicher Entwicklung können
wir in Alledem doch kaum eine Spur entdecken; freilich genügen die
Nachrichten keineswegs, um über diesen Punkt ein begründetes Urtheil
auszusprechen. Um so mehr wird es hinreichcn, beispielsweise einige der
namhaftesten Denkmale hier zu crivithncn.
Zu den frühesten Werken indischer Plastik mögen die zahlreichen
Rgligfdmßtgllllngßll gehören, welche die Portale eines grossen Tope d. h.
buddhistischen Grabhügels zu Sanchi in Centralindicn schmütrkent). Es
sind Kriegsseencn in geschichtlich realistischer Schilderung, nüchtern und
treu, doch lebendig in chronika1'tige1n Erziihlerstyle vorgeführt. Man sieht
Züge Bewaiiiieter, die Anführer zu Boss, Andre auf Elephanten reitend,
dabei Fussvolk mit Schilden, Lanzen und Bogen. Mit grosscr Anschau-
lichkeit wird die Belagerung einer Stadt geschildert. Die Angreifer haben
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