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Zweites Buch.
So vor allen Dingen die häufig wiederholten Amazonenkampfe, welche ja
seit der ersten griechischen Blüthczeitein Licblingsthemzi der alten Kunst
bildeten. Dahin gehört z. B. ein gut erhaltener Sarkophag des Capitols
(Fig. 109 u. 110), bei welchem durch alles Ungeschick der Ausführung
überraschend lebendige Motive zum Vorschein kommen. Ebenso ein etwas
früherer, aber stark zerstörter im Museum zu Neapel. Andre wiederholen
in ausgezeichneten Uompositionen die berühmte Niobiden-Gmppe; so vor
allen im Dogenpalast zu Venedig und im Vatiean. Mehrere prächtige
Sarkophage mit Nerciden-Zügen, z. B. im Palazzo Gorsini zu Rom, im
Capitol und im Vatican gehen in ihren besten Motiven vermuthlich auf
ein berühmtes WVerk des Skopas zurück. In diese Reihe gehören auch
Denkmale wie der kolossale Sarkophzig mit der Geschichte des Aehill
im Capitol, auch durch die beiden auf dem Deckel ruhenden Portrait-
gestalten merkwürdig. Dagegen sieht man, gewiss nicht ohne Bezug auf
die Mühsale des Erdenlebens, an manchen Sarkophagen die Darstellung
der Thaten des Herakles; so an dem interessanten Werke der Villa
Borghese, wo die einzelnen Scenen metopenartig durch Saulchcn ge-
trennt sind, während an einem Sarkophag der Uffizien zu Florenz acht
Arbeiten in nnunterbrocliener Darstellung vereinigt sind.
Die Mehrzahl dieser Werke nämlich enthält solche Gegenstände des
Mythos, denen eine tiefere Beziehung auf das Leben des lilensiehen, das
Todesschicksal und die Hoffnung eines Wiedersehens abzugewinnen war.
Häufig sieht man Scenen des dionysischen Kreises, die an den Schmerz
und Kampf des irdischen Daseins und die Aussicht auf künftigclSeligkcit
erinnern. So das prächtige Bacchanal auf einem Sarkophag des Capi-
tols; so Baeehus, der die Ariadne findet, im Vatiean; andere dionysische
Sarkophage im Palazzo Farnese zu Rom, im Oampo santo zu Pisa, im
Museum zu Neapel und in dem zu Lyon. Bestimmter weisen die
Darstellungen von Luna, die den geliebten Endymion im Schlummer
überrascht, auf ein seliges Erwachen hin; Beispiele im Vatican, ein vor-
züglich sehönesim Capitol. Nicht minder beliebt war der Raub der Pro-
serpina, wie man ihn an einem Sarkophag im Dom von Amalfi und sonst
noch öfter findet. Noch bestimmter weisen die Darstellungen des Prote-
silaos oder der Aleeste (Villa Alb ani, Santa Chiara zu Neapel), welche
beide aus der Unterwelt zurückkehrten, auf die Idee einerWiedervereinigiing
nach dem Tode hin. Besonders innig und tiefempfinlden sind aber jene Dar-
stellungen, welchen der Mythos von Amor und Psyche zu Grimde liegt, wie
einem Sarkophag im Museum zu Arles und dem pamüli-
sehen Sarkophag des Capitols, der in sinniger Weise die Schicksale der
Mensehenseele behandelt (Fig. 111-113). In ununterbrochener Reihe zieht