254
Zweites Buch.
Bogen zu
Beueveut.
dienste, die gesunde Kraft und geschichtliche Lebendigkeit derselben
blind machen.
Endlich ist aus dieser Epoche noch der Trajzmilsbogen zu Benevent
zu erwähnen, dessen Attika und breite lXlzruei-flächen an beiden Stirn-
seiten mit grossen Reliefdarstellungen fast überreieh geschmückt sind.
Man sieht einzelne Seenen eines Thiumphzuges, die an Kraft und feier-
lieher Würde denen des litusbogens nicht viel nachzugehen scheinen,
Während die kleinere Darstellung des Opferzuges am Friese hier wie
"dort dürftig und monoton eomponirt ist. Dies spricht dafür, dass die
römische Plastik für so einfache Aufgaben die feine, sinnige Behandlung
der Griechen unwiederbringlich verloren hatte und nur in Darstellungen
eines thatig angespannten Lebens oder einer rauschenden Siegesfreude
sich heimisch fühlte.
DRITTE
PERIODE.
Von
Hadrian
bis
ZIIID
Untergange
des
römischen
Reiches.
Zunahme des
Verfalls.
Ursachen
desselben.
"Wäre es möglich gewesen," sagt Winckelmann, "die Kunst zu ihrer
vormaligen IaIerrliehkeit zu erheben, so war IrIadrianus der Mann, dem es
hierzu weder an Kenntnissen, noch an Bemühung fehlte; aber der Geist
der Freiheit war aus der Welt gewichen, und die Quelle zum erhabenen
Denken und zum Ruhme war verschwunden." In der That ist Hadrians
Kunstliebe ein Beleg zu der Wahrheit, dass alle Fürstengunst, alle ver-
schwenderisehe Förderung eines vornehmen Mäcenatenthtnnes vergeblich
sind, wenn die inneren Hülfsmittel, die Begeisterung für Ideale, den Volks-
geist verlassen haben. Wohl gab es noch eine kurze Nachwirkung des
letzten Aufsehwunges während. der Zeit der Antonine; aber bald darauf
sehen wir die Kunst immer mehr in Schwäche und Entartung versinken,
die allmählich in völligen Verfall und gänzliche Auflösung ausläuft.
Dieser Verfall ist bekanntlich keine vereinzelte Erscheinung. Er
hängt zusammen mit dem Verfall des ganzen antiken Lebens. Die Tüch-
tigkeit des altrümisehen Wesens war längst in dem wirren Gemisch der
verschiedensten Nationalitäten des Orients und Oeeidents bis auf die
letzte Spur verschwunden. Was davon noch übrig schien, war nichts als
barbarische Rohheit, hässlich verschmolzen mit den Lastern der verdor-
benen Kulturen (lreier Welttheile. Wahrend die Gesellschaft sich immer
mehr in die beiden Gegensätze eines ruchlosen Proletariats und einer noch
ruehloseren Klasse von Nabobs auflöste, wurde die Staatsgewalt bald ein
Spielball der übermüthigen Soldatesea, die zum ersten Male der Welt das
Schauspiel gab, wie sicher eine durch die Gunst des obersten Kriegshcrrn