ERSTES
KAPITEL.
Indien
und
seine
Nebenländer.
Die ausgedehnten Ländergebiete des östlichen Asiens" waren schon
in den frühesten Zeiten der Sitz einer hoehentwiekialten Kultur. In Indien,
(leni Wunderlande des Ostens, finden wir uralte Iteligionssystenie, phan-
tastisch iibersclnräinglich, lwie die üppige Natur dort Alles gestaltet, und
ihnen entsprechend eine Gliederung und Ordnung des ganzen Lebens, die
Allem entgegengesetzt ist, was uns Von Eden übrigen Völkern des Alter-
thums vorliegt. Jener ferne Osten kehrt dem übrigen (iricnt, soweit er
mit der Geschichte der Griechen und Römer, und dadurch mit der Ge-
schichte der Menschheit verflochten ist, den Rücken. Er hat von An-
beginn ein Stillleben für sich geführt, sich in eigenen, fest abgeschlosse-
nen Kreisen entwickelt und bis auf den heutigen Tag eine Sprödigkeit
dem Gesammthiben der übrigen Wilelt gegenüber behauptet, an welcher
schon die illeltlenlgraft- Alexanders scheiterte, und an der in späteren
Zeiten. die gewaltsamsten politischen Umwälzungen fast spurlos vorüber-
gegangen sind. Die Muhanietlziner haben der Herrlichkeit der alten Brah-
manenkaiscl- ein Ende gemacht: die Religion Brahmzfs ist lnierschüttert
geblieben. Die Engländer haben Ostindien (lurch List und Gewalt unter-
jocht; aber das Leben der Hindu haben sie nicht aus den uralten Geleisen
zu bringen vernioeht. Ebenso vergeblich schlagen die Wellen europäischer
Kultur seit Jahrhunderten gegen die Bollwerke der chinesischen und qjapa-
nesischen (Zivilisation. Alles prallt an der Festigkeit und Hartnäckigkeit
asiatischer Lcbensordnrlngeil ab. gUnwre1'än(le1'liche Stabilität ist dein Da-
sein jener grossen östlichen Völkerfamilien seit ältesten Zeiten her auf-
geprägt. Nicht das Christenthum, nicht die Kanonen, nieht die über-
legene (icistesbildung der Europäer xerniögen Etwas über sie. Die Völker
Kultur 0st
nsivnä.