Volltext: Geschichte der Plastik von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart

Kapitel. 
Zweites 
Die griechische Plastik. 
Geschichtliche Entwicklung. 
199 
ausschliesslieh das niedere Lustspiel mit seinem auf das gemeine Tages- 
leben gerichteten Realismus. Die letzte selbständige Blüthe der griechi- 
schen Poesie, die Idyllen Theokrifs, verdanken wie unsre heutigen Dorf- 
gesehiehten dem Gegensatze zu einer rafünirten Kultur ihre Entstehung. 
Baukunst und Bildnerei gehen vollends in den Ilitsnst der Mächtigen und 
Reichen ziuf. Wohl mussten die grossartigen Städteanlagen, welche die 
Gründung-der neuen Reiche begleiteten, den Künstlern lohnende Arbeit 
gewähren; wohl hatte auch die Plastik bei Ausstattung dcrPaläste, Hallen, 
Theater, Tempel, ja selbst bei den üppigen Prachtdekorationcn, die nur 
für einen vorübergehenden Zweck geschaffen wurden, den Ricsensehiifen, 
Festwagen und Aehnlichem, ein überreiehes Feld der Wirksamkeit: aber 
alles dies war eine trotz aller Kostbarkeit nur flüchtige, handwerksniässige 
Dekoration, und die wahre Kunst gewann durch solche ungeheure Unter- 
nehmungen eben so wenig, wie sie heute z. B. durch den Neubau von 
halb Paris gewonnen hat. 
Woher littte auch die Kunst Begeisterung zu neuen originalen 
Werken nehmen sollen? Das ideale Gebiet war erschöpft, der Kreis 
höchster poetischer Anschauungen mit den unerreichbaren plastischen 
Gebilden der früheren Epochen abgeschlossen. Galt es also," den neuen 
'l'empcln und 'l"heatern Götterstatuen zu geben, so konnte man nur Vor- 
handenes nachahmen. So war das Zcusbild, wvclches Antiochus lV zu 
Daphnc aufstellte, dem OlYHIPiSOlHäII Zeus des Phidias in Stoff und Form 
nachgebildet. Vielleicht fing man damals schon an, nach dem Vorgange 
des Dichters Kallimaclws, in solchen Werken gelegentlich zu alterthü- 
meln. Jedenfalls war man nicht im Stande, Neues auf diesem Gebiete zu 
schaffen, da in dieser skeptischen Zeit die Phantasie der Künstler nicht 
mehrsim Glauben an die Götter ihre Nahrung finden konnte. Selbst bei 
den schon massenhaft verlangten Bilduissen der Herrscher fing man an, 
sichis bequem zu machen und vorhamlenc Portraitstatuen durch Auf- 
schreiben andrer Namen oder gar durch Aufsetzen andrer Köpfe dem 
wechselnden Bedürfniss anzupassen. Ueberaus bezeichnend ist ferner, 
dass bald M911 Alexander der Gebrauch, athletische Siegcrstatuen auf- 
zustellen, immer seltner wird, bis er mit dem Untergange der Selbständig- 
keit Griechenlands völlig aufhörtß) Das ist der sehlagendste Beweis für 
die Veiwveicliliehiing des Volkes und die Auflösung des ilationalen Geistes. 
Und wenn wir endlich in der Reihe der Künstler und Kunstwerke dieser 
Epoche Umschau halten, so erscheint es nicht minder charakteristisch, 
dass alle die Statten uralt begründeter heimischer Kunstübung brach 
Mangel an 
Ideen  
die Nachweisung in Braun's Kiinstlergesch. 
520.
	        
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