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Zweites Buch.
Schl
Lys
le des
:ppos
Euthykrates.
Eutychides.
hier ein nach dem Leben genommener Abguss der Arbeit zu Grunde lag.
Die jetzt versclnvundenen eingesetzten Augen müssen den Eindruck des
Lebens bis zur 'l'auschung gesteigert haben.
An Lysilapos schliesst sich eine grosse Zahl von Schülern, sodass
sein Einfluss durch Unterweisung und Lehre mit seinem künstlerischen
Schaffen an Viürkszunkeit uctteifci-t. Zunächst sind seine Söhne zu
erwähnen, unter denen Eullzylrrales die erste Stelle verdient. Man kannte
von ihm nicht blos einen Herakles und eine Alexandcrstatue, sondern auch
die umfangreiche, zu Thcspiae aufgestellte (iruppe eines Reitcrgcfirchtes,
welches xiermuthlich die Darstellung einer bestimmten Schlacht enthielt.
Ausserdcm bezeugten (ienrebilder, l-Tiergcspanne, Jagdhunde, Portrait-
statuen die Vielseitigkeit seiner Begabung, in welcher sich die Kunst
seines Vaters manniehfach spiegelt." wDoeh scheint er mehr das streng
Stylvolle, als das edektitoll Elegante der Werke seines Vaters sich zum
Muster genommen zu haben. Sein Bruder Dayßpes ist nur aus Athleten-
bildern und einem sich mit dem Schabcisen reinigenden Ringer bekannt.
Von dem (lritten Sohne des Lysippos Boiidas wird nur die Statue eines
Betenden angeführt, den man in der herrlichen Erzligur des betenden
Knaben im Museum zu Berlin hat vermnthen wollen. Wenn dieser An-
nahme von Andern widersprochen wird, so lässt sich doch Wesentliches
anführen, was für die Wahrscheinlichkcit, wenn auch nicht für absolute
Gewissheit spricht. Dahin rechne ich vor allem die leichten Verhältnisse,
den schlanken Bau der Gestalt, die feine, zarte und doch keineswegs
weichliche Form der Glieder, die in ihrer schönen Harmonie die vollen-
detste Charakteristik des zum Jünglinge sich entwiekel11(le11 Knabcnailters
gewähren. Alles dies spricht für lysippische Zeit und Schule; dafür auch
die unübertretfliehe Feinheit und Lebcnswahrheit, der naive, reinc Aus-
druck des Kopfes, der eine Verwandtschaft mit dem des Apoxyoinenos
im Vatican verräth. An (lieselbe Statue erinnert endlich der leise Schwung,
der harmonische Rhythmus der Bewegung, die selbst in den erhobenen
Armen die schönste Rundung, den weichsteil Fluss zeigt, ferner das
leichte Ruhen auf dem etwas vertretenden linken Fusse, während das
rechte Bein, etwas angezogen, nur auf den Zehen getragen wird. Dies,
Schweben zwischen Ruhe und Bewegung, das auch im Apoxyomenos jede
Linie bestimmt, scheint in Verbindung mit dem Charakter der Formen,
der scharfen und doch tlicssendcn Zeichnung der Glieder, dem Ausdruck
des Kopfes, dem gesammten Köiperverhaltniss auf lysippische Schule zu
weisen.
Von (len übrigen Genossen dieser Schule ist zunächst bYetgß-lzirhnv zu
nennen, von dem eine Darstellung der Stadtgöttin Antioclnizr am Orontes