Volltext: Geschichte der Plastik von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart

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Zweites Buch. 
Stylistik bei überaus lebendigem Ausdruck werden passend an die Ein- 
gänge der Oella vertheilt. 
Während nun die Restauration Falkenefs in zwingender Weise fast 
alle wesentlichen Theilmdes Denkmals zu einem Ganzen verbindet, ist 
neuerdings die Zusammengehörigkeit der einzelnen Theile geleugnet wor- 
dent). Der Grund davon scheint mir wesentlich darin zu liegen, dass die 
Nereidenstatuen mit zu günstigem, die Friese, namentlich die beiden klei- 
neren, mit zu ungiinstigem Auge betrachtet werden. Was zunächst die 
Nereiden betrifft, so ist zuzugeben, dass (liese dahineilenden Gestalten von 
höchster Lebendigkeit und Kühnheit sind. Die ilatternden, bauschentlen 
Gewänder, durch die Bewegung sich eng anschmicgend und den Körper 
reizvoll verrathend, kommen den fliehenden Töchtein der Niobe am nach-- 
sten. Ihre Vorgangerinneil und Geistcsvertvandte fanden wir aber bereits 
in gewissen Gestalten der phigalisehen Friese und selbst am Niketempel 
zu Athen. Mehrere dieser Statuen sind von grosser Schönheit, anmuthig 
und lieblich selbst in der leidensehaftlichsten Bewegung. Andere dagegen 
haben unschöne, ja unrichtige Körperverhältnisse und ein gewisses Unge- 
schick in der Bewegung. Je mehr Wlclckefs Ilrtheil daher begründet er- 
scheint, um so weniger vermag ich sie alle schlechtweg mit Overbeck 
"schön, lieblich und reizend wie Weniges der antiken Kunst" zu nennen 
und sie gar „einem Bildhauer ersten Ranges" zuzutrauen.  Am nächsten 
kommt den Statuen im Styl der grösste Relieffries, der den unteren Saum 
des Unterbaues bildet. Er schildert eine Schlacht zwischen Reitern und 
Fussvolk „mit dem Feuer und der Lebendigkeit der Darstellungen von 
Phigalia, aber einer wirklichen Schlacht und mit Nachahmung der Wirk- 
lichkeit auch in den Rüstungen der Kämpfer," wie Wclcker bemerkt. Ich 
füge hinzu, dass sich in diesen Theilen mannichfach Reminiscenzen an 
frühere griechische Werke, namentlich an die vom Niketempel und von 
Phigalia naelnveiseii lassen, mid dass die Ausführung zum Theil etwas 
trocken, geistlos und conventionell erscheint. Sowohl die Statuen wie 
diese Friesplatten geben mir den Eindruck, als ob sie Werke eines Künst- 
lers seien, der Studien an attisehen Sculpturen gemacht imd dieselben hier 
verwendet habe. Der Grundzug der Darstellung ist auch im Friese ein 
acht griechischer; wenn dagegen in der Bezeichnung des Aensserlichcn, 
Zufälligen sieh eine fremdartige Richtung nicht verkennen lasst, so ist zu 
bedenken, dass wir es hier mit dem Monument einer Stadt zu thun haben, 
die nicht griechisch war, obwohl sie schon früher griechischer Kultur den 
Eingang gestattete. 
 Durch O1 
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Gesch. 
griech 
Plast. 
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