Zweites Kapitel.
Die griechische Plastik.
Geschichtliche Entwicklung.
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handlung der Formen, der Adel in Bewegung und Ausdruck, die be-
wundemswürdig durchgeführte Gewandung, die in jeder Falte Form
und Bewegung der erhabenen Gestalt nachklingen lässt und doch mit
höchster Einfachheit angelegt ist, das Alles verbürgt diesem Meisteryverl:
einen Platz unter den edelsten Erzeugnissen dieser Epoche.
Die
erhaltenen Denkmäler.
In Attika ist von grösseren Werken aus dieser Epoche Nichts zu
melden, (lagegen sind an einigen kleineren Denkmalen Sculpturen erhalten,
welche den Geist der attischen Kunst liebenswürdig vertreten. Vor allem
gehören hierher die Friesreliefs am Denkmale des Lysikrates zu
Denkmal
des
Lysikrutes.
Vom Denkmal des Lysikrates.
Athen.
Athen, das für einen im Jahre 334 erlangten choragisehen Sieg errichtet
wurde. Sie stellen die Bestrafung der tyrrhenisehen Seeräuber durch den
von ihnen (älltfiilllTOll Baechus dar, welcher sie für ihren Frevel in Del-
phine verwandelt. Dies ist in geistreieher Weise und nicht ohne ergötz-
liehen Humor vom Bildhauer durchgeführt, sodass der reizende Fries zu
früheren Cempositiolicli sich etwa verhält wie die Komödie zur Tragödie
(Fig. 76). Baeehus, eine grossartig schöne Jünglingsgestalt, sitzt in der
Mitte auf einem Felsen, weich zurüekgelehnt, und spielt mit seinem Löwen.
Der Gott überlässt ruhig die Rache seinen Gefährten, den Satyrn, deren
Uebermuth sieh in der manniehfaehsten Art von Verfolgung gegen die
Uebelthäter ergeht. Einige brechen Aeste von Baumstämmen ab, um damit
die Seeräuber zu züchtigeil; andere vollziehen mit Knitteln, Iilaekeln und
Thyrsosstaben die Strafe an den bereits zu Boden geworfenen Opfern ihrer
Wuth; ein Seeräuber wird an einem Beine in's Meer geschleift, während