Zweites Kapitel.
Die
griechische Plastik.
Geschichtliche Entwicklung.
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Flehen uni Mitleid; nur der schmerzdurchbebte l111(1 doch hoheitsvolle Aus-
druck heroischer Ergebung in das unabänderliche Geschick, das die Götter
verhängten, ist einer Niobe würdig. In dieser wunderbaren Gestalt liegt
denn auch vor Allem der geistige Schwerpunkt der Composition, liegt die
Versöhnung, welche in einer Scene voll Graus und Vernichtung das Gemüth
zu- tragischem lllitgefühl er-
schüttert. Und dieselbe Schön-
heit ist auch über die andern
Theile der Oomposition, über
VKI lila klaut alle Gestalten ausgegossen und
V verleiht ihnen einen Adel, in
j j, l welchem sich selbst das Ent-
f, l w 1 setzen einer so furchtbaren Ka-
r l tastrophe läutert und mildert.
,f j; Dersclben Zeit, welche in
der Niobe denMutterschmerz so
gßklfttxv, "er, f ergreifend zu schildern vrusste,
T" K im wird auch die edle Darstelhmg
Q1119, der hIutterfreude, jene gross-
"tlll artige Statue der Pinakothek zu
j t; München zingeliören, die als
[X i , "l Ino-Leukothea benannt zu wer-
"XXI den pflegt, neuerdings aber")
' [f z! A1 als Gä Kiuotrophos, als die kin-
1 m der flegende Erdgöttin, erklärt
a) Aus pari-
{i t C3 K i_ schem Marmor überlebcnsgross
k K gearbeitet, zeigt sie die erhabe-
m, u Niobm neu Formen einer Göttin, die
sich in mütterlicher Zitrtlielr.
keit dem Kinde zuneigt, welches
Sie auf dem linken Arme hält. Der Knabe, dessen beide Arme neu
sind, und dessen Kopf von einem antiken Amor entlehnt ist, wendet
sich in kindlicher Erwiederung der Zärtlichkeit mit lebhafter Bewegung
der Göttin zu, um liebkosend ihr Kinn zu streicheln. Sie (lagegen
weist mit der mirichtig ergänzten Rechten empor, während sie Viel.-
leicht in derselben ein Scepter halten müsste. Die grossartige Be-
5') Vergl.
1859.
J ahrg.
und Forsch.
XVII J anuar.