Volltext: Geschichte der Plastik von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart

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Zweites Buch. 
Apollo luid Artemis sind ausserhalb der Gruppe anzunehmen. Unsichtbar 
aus der Höhe herab haben sie eben ihr räeliendes Vertilgungswerk 
begonnen; dafür spricht jede Bewegung, dafür die Wendung der fliehenden 
Gestalten, die erschreckt nach oben blicken oder sich mit ihren Gewändern 
zu decken suchen. Einer der Söhne ist bereits entseelt hingestreckt: er 
wird die linke Giebelecke ausgefüllt haben. Ein andrer stüzt sich 
zusammenbreehend auf einen Felsen und wendet den schon im Todes- 
kampfe starrenden Blick nach oben, von wo die Vernichtimg ihn ereilt 
hat. Ein Bruder sucht zu spät die Schwester, die "still wie eine 
geknickte Blume" verwundet zu seinen Füssen niedergesunken ist, mit 
seinem Gewande zu schützen und in seinem Arme aufzufangen (Fig. 72); 
 f,  j ein andrer ist in die Knie ge- 
t{x,x_ l J sunken und greift schmerz- 
 i, [(51,5 durehzuckt mit der Hand nach 
   X XP  der Wunde auf dem Rücken, 
1   1',    . wahrend den Jüngsten der Er- 
 A i,   zieher zu decken versucht. (Fig. 
ex zixk 73). Alle Uebrigen fiiehen in- 
!  X  4x,  l n'y, stinktartig zur Mutter hin, voll 
 ä I    grausen Entsetzens, als könne 
X n- .6;  sie, die so oft ihnen Schutz ge- 
l;  D1 4   währt, sie vor dem räehenden 
ä t    der Gottenbewahren. Sao 
  u g Rjxx stürmen von beiden Seiten die 
XXÄXX div-im Wogen dieser entsetzensvollen 
 Ihm"   h  XYÖQQ Flucht gegen die Mitte hin, wo 
ß XY" x sie an der erhabenen Gestalt 
J,e'  der Niobe, dieser „Mater do- 
iv 3  s   lorosa" der antiken Kunst, wie 
 'A  an einem Felsen sieh brechen. 
  (Fig. 74). Sie allein steht in 
 Fis-Ti- ErZiehe1'1mI1Ni0bid"- all dein Leid unersehüttert, 
    Mutter und Künigin bis zum 
letzten Augenblick. Während sie ihr jüngstes Töehterlein, das die zarte 
Kindheit nicht vor dein räehenden Geschosse bewahrt hat, in illfßnl "Arme 
auflängt und sich wie schützend über den hinsinkenden Liebling beugt, 
wendet sie das stolze Haupt,iehe die Linke das schnierzerstarrte Antlitz 
mit dem Gewande bedecken kann, aufwärts und sucht mit einem 
Blick, in welchem Schmerz und Seelenadel sich mischen, die riichende 
Göttiin In diesem Blick des herrlichen Kopfes liegt weder Trotz noch
	        
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