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Zweites Buch.
Urheber des
Fyieses.
handlung, die allerdings auf höhere Reinheit-der Form hinwieist. Von
den Metopenresten ist nur ein Kämpferpaar ziemlich erhalten, an welchem
man dieselbe Lebendigkeit des Styls, dieselbe Frische der Auffassung
und dieselbe unruhige, überladene Gewandung wahrnimmt.
Ueber den Meister des phigalisehen lilrieses wissen wir Nichts.
Wenn man geglaubt hat, die Coneeption Wenigstens einem üÜiSChPn
Künstler, die Ausführung dagegen peloponnesischen Arbeitern zuspreehen
zu sollen, so ist dagegen zu bemerken, dass der Geist der Compositimi
ebenso unatt-iseh erscheint, wie die Art der Darstellung, dass aber beides.
Inhalt und Form aus der Wurzel derselben Kunstansehauung geflossen
ist. Wohl wird manches Rohere, mehr Dekorative der Beliaiullliiig auf
die Hand der ausführenden Arbeiter zu schieben sein: im Wesentlichen
aber athmet hier Alles den kühnen, lebensvollen Naturalismus peloponne-
sischer Kunst. Und, fügen wir noch hinzu, ebenso deutlich fühlt man in
dieser gewaltig und gewaltsam bewegten Composition bereits den Odem
einer neuen Zeit, die wir nunmehr betrachten müssen.
PERIODE.
DRITTE
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011
der
Befreiung Athens
bis
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Alexander
den
Grossen.
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Uhnmktcl"
der neuen
Zeit.
Der pelopomlesische Krieg hatte das Signal zur Auflösung gegeben,
welche unaufhaltsam über Griechehland hereinbraeh. Schon während des
Krieges erkennt man aus untrügliehen Anzeichen die Vorboten einer all-
mählich fortschreitenden sittlichen, "politischen und socialcn
Diese Symptome verkörpern sich gleichsam typisch und vorbildlich in
den hervorragenden Charakteren der Zeit. Welche Kluft trennt schon
einen Alkibiades von den Vertretern der ehrenfesten itlteren Zeit, einem
Miltiades, Aristitles, Themistokles, einem Kimon und selbst Perikles. Als
die Zwietracht und Eifersucht unter den griechischen Stammen einmal
entfesselt war, vermochte sie selbst durch die langen Schrecken des
peloponnesischeil Krieges sich ilicht mehr zu sattigen. Der Bürgerkrieg;
schwingt fortan seine Geissel über Griechenland, und selbst die edelsten
Helden dieser späteren Epoche, ein 'I'hrasybul, Pclopitlas, Epaminondas
leiden unter dem Fluch ihrer Zeit, Ader Griechen gegen Griechen trieb und
ihre glanzendsten Lorberkranze mit dem Blute des eigenen Volkes be-
deckte. Und doch war der Kunstgcist noch immer so mächtig, die Freude
am Schönen so gross, dass trotz der Stürme der Zeiten eine neue Blüthe
der Künste begann, die an Glanz kaum von der früheren überboten wird,