Zweites Kapitol.
Die griechische Plastik.
Geschichtliche Entwicklung.
151
Von einem zweiten llauptdenkmale des Peloponnes, dem Zeus-
tempel zu Olympia, sind mehrere Bruchstücke aufgefunden und nach
Paris in das Museum des Louvre gebracht worden. Wir wissen aus
Pausanias, dass über der Thür an der vorderen und der Rückseite deS
"llempels zwölf Thaten des Herakles (largestellt waren. Diesen wahr-
scheinlich als Metopen behandelten Sculpturen gehören die aufgefundenen
Reste an. Auf einer der besterhaltenen Platten sieht man den Herakles
als Biindiger des kretischen StlOTCS. Der Held stemmt sich mit der ganzen
Wucht seines athletischc gebauten Körpers gegen den vorwärts stürmen-
den Stier und reisst mit einem Ruck seiner nervigen Arme den Kopf des
'l'hieres herum. Die Bewegung ist kühn, frei und lebendig, die Compo-
sition trefflich abgewogen, der Körper des Herakles zeigt eine breite,
markige, grossartige Behandlung der Formen, eine Schärfe der Bezeich-
nung, die bei ungleich freierer Entwicklung doch mehr Verwandt-
schaft mit den Acgincten, als mit den attisehen Werken verräith. Diese
Arbeiten scheinen daher von peloponnesischen Künstlern herzurühren,
welche vielleicht neben der Schule des Phidias an der Aussehmückung
des Tempels thatig waren. Ein andres Fragment enthält eine jugendliche
weibliche Gestalt, die auf einem Felsblock sitzend irgend einer Handlung
als Zuschauerin beiwohnt. Die kräftigen, gesunden Formen athmen eine
frische Natürlichkeit, die ebenfalls nicht gerade einen idealen Ausdruck,
aber doch den Reiz einer schlichten Anmuth hat.
Die wichtigsten und bedeutendsten unter den erhaltenen Denkmälern
peloponnesischer Kunst sind ohne Zweifel die Friese des Apollotempels
zu Bassae bei Phigalia in Arkadien, welche 1812 aufgefunden und bald
darauf für das britische Museum erworben wurden. Der Tempel ward
kurz nach Vollendung des Parthenon von dem athenischen Baumeister
Iktinos, dem Erbauer des Parthenon, errichtet. Im Inneren seiner Cella
zog sich über vorspringemlen ionischen Saulenreihen ein Relieffries hin,
der schon in seiner Anordnung ilns eine neue Art der Verwendung plasti-
schen Schmuckes bei griechischen Tempeln bezeugt, noch wichtiger aber
durch die künstlerische Bedeutung seines Inhaltes ist. Der Fries, der
sich über die beiden Schmalseiten und die beiden Langseiten der Cella
erstreckte, zerfallt in zwei ungleiche Thcile: der kleinere, die nördliche
Langseitc umfassend, schildert die Kentaurenschlacht bei der Hochzeit des
Peirithoos; der grössere, mit derDarstellung eines Amazonenkampfes, be-
deckt die übrigen drei Seiten, mit Ausnahme eines Theilcs der dem Ein-
gange gegenüberliegenden(westlichen) Seite, wo man Apollo auf einem
von Artemis gelenkten, von einem Hirschgespann gezogenen Wagen den
Seinigen zu Hülfe eilen sieht. Die beiden hier geschilderten Kämpfe
Sculpturen
vom Zeus-
tmxlpc] zu
(llynxpia.
S01
des
zu
llpturon
Tompvls
Bnssne.