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Zweites Buch.
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Jüngere.
Andvre
Kiinstlvr
Scnlpturnn
des Hera-
texupuls zu
Arssos.
wahrend der Körper noch auf dem linken fest aufruht, und auch der
Kopf jenen Ausdruck gespannter Sammlung zeigt, welcher einem solchen
Momente vorauszugehen pflegt. Gerade das, Schwebende in der Haltung,
die lebensvolle Bewegung in scheinbarer Ruhe, die Art, wie der jugendlich
schlanke, elastische Körper sich auf dem linken Staudbeine wiegt, spricht
für ein Original aus der Schule oder Richtung des Polyklet. Als
Schüler des Naukydes ist hier der jüngere Polyklet anzuschliessen, der
in seinem „Zeus philios" in Megalopolis einen neuen Typus des höchsten
Gottes, den heiteren und freundlichen, dem Dionysos verwandten Gott
geschaffen hatte. Deshalb trug derselbe in der einen Hand den Becher,
in der andern den Thyrsos, auf welchem nur der Adler noch an die
Gewalt des obersten Herrschers erinnerte.
Ausser diesen Künstlern sind nur noch manche, Namen aegineti-
scher und sikyonischerPlastiker uns überliefert, deren Tlrager indess
auf eine höhere selbständige Bedeutiuig schwerlich "Anspruch erheben
können. Wohl ist aber eine Anzahl von ihnen bei der Ausführung des
Weihgesirhenkes betheiligt gewesen, welches die Spartaner wegendes
Sieges über die Athcner bei Aegospotami zu Delphi stifteten. Es be-
stand aus mehr als achtunddreissig Erzstatuen, die in zwei Frcigrnppen
aufgestellt waren. Die vordere zeigte den im Beisein von Zeus und an-
deren Göttern durch Poseidon bekränzten Admiral Lysander; die andere
Gruppe enthielt die Personen derer, welche sich in der siegreichen
Schlacht besonders ausgezeichnet hatten. Es ist ein bezeichnendes Merk-
mal von dem verhängnissvollcn Wechsel der Geschicke, dass dies Wm-k,
welches die verderbliche Zwietracht der griechischen Stamme monumental
verhcrrlichte, den Schlussstein derselben Epoche bildet, welche mit der
für die marathonisehe. Schlacht ebenfalls in Delphi geweihten Statuen-
gruppe so glorreich begonnen hatte, lmd es war eine bittere Ironie des
Schicksals, dass beide Weihgeschenkc nahe neben einander in Delphi
aufgestellt waren.
Unter den erhaltenen Denkmälern pcloponnesisehcr Kunst gehören
die Reste der Sculpturen vom Heratempcl bei Arges vermuthlieh der
Schule des Polyklet an. Die liletcpcn enthielten Scenen der Giganten-
käimpfc, in den Giebelfeldern war die Geburt des Zeus und die Einnahme
von Troja dargestellt. Die zahlreichen Bruchstücke dieser Seulpturen,
welche eine neuere Nachgrabilng zu Tlage gefördert hat, werden wahr-
scheinlich wichtige Aufschlüsse über die Richtung der argivisehen Schule
bringen, doch harren sie noch der kunsterfahrenen Hand, die aus den
zerstreuten Bruchstücken hoHentlich recht bald! ein Ganzes zu-
sannnensetze.