Zweites Kapitel.
Die gricc
ische Plastik.
Geschieht]
;he Entwicklung.
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irgendwie Eintrag zu thunit"). Diese Nachricht ist für die Bedeutung des
Meisters bestimmend, denn sie beweist, dass er in scharfer Ausprägung
der Götter-gestalten eine grosse Feinheit besass. Ohne Zweifel bewalnte.
sich dieselbe Eigenschaft auch in seinen übrigen (jiötterbildern. Da er in
diesen nun der hhihrzahl nach Charaktere schuf, welche die Kunst bis
dahin nur in überlieferter Weise zu bilden pflegte, so wird man von Alka-
mencs behaupten dürfen, dass er in seines gressen Meisters Bahnen fort-
wandelnd, für eine Reihe. von Göttergestaiteil neue Typßll hinstellte, die
den von Phidias in's Leben gerufenen innerlich verwandt waren. Jeden-
falls haben wir in Alkamenes den Meister anzuerkennen, der dem grössten
Plastiker der Hellenen näher kam, als jemals irgend ein anderer. Dass
aber Alkamenes auch in dramatisch bewegten Oompositionmen sich ans-
zeichnete, geht aus dem Inhalte des von ihm gearbeiteten Giebelfeltles am
Tempel zu Olympia hervor. Denn hier hatte er den Kampf des 'l'heseus
mit den Kentauren auf der Hochzeit des Pcirithoos darzustellen: ein Thema,
welches die griechische Kimst (ler Blüthczeit mehrfach zu Schöpfungen
von höchster (lramatiseher Gewalt veranlasst hat.
Als besonderer Lieblingsscliiiler des Phidizls wird der Parier Ago-
ralwilos- genannt. Der Meister soll ihm mehrfach seine eigenen Werke
zum Geschenke gemacht haben, so dass cr ihm erlaubt habe, seinen Na-
men darauf zu setzen. Diese Anekdote wird wohl keinen andren Sinn
haben, als dass Phidias an die in seiner Werkstatt entstandenen Arbeiten
des Lieblingssehülers die letzte Island anzulegen nicht vcrsehmähte und
auch im Entwerfen derselben wohl mit Rath und That ihm beistand. Da-
her wurden die Statuen von Agorakritos, wie z. B. die grosse Göttermutter
in Athen, nicht selten dem Phidias selbst zugeschrieben. Das fand na-
mentlich auch bei der zehn Ellen hohen Marmorstatne der Nemesis in
Rhanmus Statt, die ein ganz vorzügliches Werk gewesen sein muss. Aus
Alledem scheint sich zu ergeben, dass .die Thatigkeit des Agorakritos nicht
gerade (inrch höhere Selbständigkeit ausgezeichnet will-fit") Dagegen
(erscheint ein anderer Schüler des Phidias, Kololctv, als ein bedeutender
Künstler, der nicht allein an der Ausführung des olympischen Zeus dem
Kolotes.
m) Brunn, G. d. gr. K. I. S. 236.
H) Aus der Zuneigung des Phidias zu sehliessen, dass Agorakritos ein "hoch-
begabter Kiinstler" gewesen sein müsse, erscheint mir gewagt. Persönliche Liebens-
würdigkeit, verbunden mit einer zutraulichen Anhiinglichkeit mögen genügt haben,
jenes Verhältniss zu begründen. Es {Jilegen nicht die bedeutendsten, selbständig-
sten Schüler zu sein, welchen die llleister die grösste persönliche Zimeigung
schenken. Man vergleiche Rafael und seinen Lieblingssehiiler Francesco Penni,
Neuerer zu geschweige-n!