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der Perspektive wusste er anzuwenden. Hierfür ist uns eine charakteri-
stische Anekdote aus dem Alterthum überliefert. Die Athcner liessen einst
(lurch Phidias und Alkamenes Statuen der Athene arbeiten, die sie auf
Saulcn aufstellen wollten. Als die Bildsäulen fertig, aber noch nicht an
dem bestimmten Orte aufgerichtet. waren, habe das Volk dem Werke des
Alkamcnes den Vorzug gegeben: sobald sie aber auf ihren Säulen standen,
sei das Urtheil sofort zu Gimsten des Phidias umgeschlagent). Man darf
nach Alledem sagen, dass Phidias es gewesen, der die griechische Kunst
zur Höhe geistiger Schönheit geführt, nachdem sie vorher hauptsächlich
nur der Dnrchbildung des Körperlichen gewidmet; gewesen. Wie aber der
geistige Gehalt'auch auf die Formenhüllc zurückwirkt, das ist nicht
minder durch Phidias kund geworden, da das (trossztrtige seiner Formen
und Gestalten früher nicht (lenkbar war. Ehe wir (lafür die Bmveise aus
den erhalteneii Parthenonseulpturcn beibringen, haben wir uns nach (lcn
Schülern des Meisters umzusehen.
Die grösstc Bedeutung unter ihnen hat offenbar der Athener Alkamcucs
gehabt. Wir wissen von ihm, dass er die Statuengruppe des Westgicbels
am Zcustcmpel zu (llympizt geschaffen. Ohne Zweifel gehörte er also zu
den mit Phidias (lorthin berufenen Künstlern. Sodann arbeitete er, ver-
llllltllllC-il um 402, die Statuen der Athene und des Herakles, welche
Thrasybul sammt seinen Genossen in den Ileraklestempel zu 'l'hebcn
wcihten, zum Danke dafür, dass von dieser Stadt aus ihnen die Befreiung
ihres Vaterlandes von den (lrcissig Tyrannen gelungen war. Alkamentas
wird hauptsächlich als Erzbildner gerühmt, obwohl die genannten und
noch andre seiner Werke in hlarmor ausgeführt waren, und ein läionysos
in Athen von ihm aus (Jold und Elfenbein gebildet wurde. Erscheint er
also in Vielseitigkeit der technischen lllcistcrsidiaft als würdiger Schüler
des Phidias, so steht er demselben offenbar noch naher (lurch den geisti-
gen Gehalt seiner Werke. Alkamenes war, wie Phidias, vor Allem Götter-
bildner, und wenn wir auch von seinen Schöpfungen keine Anschauung
haben, so dürfen wir doelf aus den Aufgaben, die er löste, einen Schluss
auf den Charakter seinenKunst machen. Da erscheint denn bezeichnend,
dass er ausser Statuen der Athene, der Hekate und der Aphrodite Urania
auch die von Phidias nicht behandelten Götter Asklepios, Dionysos, Ares,
Hephastos und die Hera darstellte. An seinem Hephastos zu Athen be-
wunderte man, dass der Künstler das Hinken leise anzudeuten verstanden,
._jedoch nur zur Verstärkung der Charakteristik, ohne der YVürde des (iiOiiGS
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