Zweites Buch.
Künstler in
Acgina.
Künstler
Athen.
Die hohe Kunstblüthe Aegiilais knüpft sich in dieser Epoche seiner
noch ungebrochenen Selbständigkeit und Freiheit hauptsächlich an die
Namen des Kallon, dessen strenger Styl bei den Alten mit dem des
Kanachos verglichen wird, und des Onatas, welcher an Bedeutung und
Kimstvollendung die übrigen Meister Aegina's, nach einem Ausspruch des
Pausanias, überragt zu haben scheint. Von ihm werden einige Werke
bedeutenden Umfanges erwähnt; denn ausser mehreren Götterbiltlern von
Erz schuf er zwei grosse Freigruppen, die als Weihgeschenke in Olympia
und Delphi aufgestellt waren. In dem einen sah man die griechischen
Helden vor Troja, wie sie im Begriff waren um den Zweikampf mit Hektor
zu losen; in dem andern, welches einen Sieg der 'I'arentiner über die Peu-
eetier verherrlichte, scheint der Leichnam des gefallenen Königs Opis den
Mittelpunkt gebildet zu haben. Vergleicht man mit diesen Angaben die
später zu besprechenden berühmten Statuengruppen vom Tempel zu
Aegina, so kann man der Versuchung schwer widerstehen, dieselben auf
Onatas zurückzuführenff)
Endlich ist auch die Schule von Athen (lurch mehrere "namhafte
Meister vertreten, nachdem dort schon seit alter Zeit, durch "die Düda-
liden zum Mindesten, die Holzplastik eine lang andauernde Blüthe erlebt
hatte. Wie in der früheren Zeit der kunstliebende Pisistratos hier grossc
Unternehmungengefördert hatte, so ist es bezeichnend, dass in dieser
Epoche die Vertreibung der Pisistratiden den "Anlass zur Errichtung
mehrerer öffentlicher Denkmäler gab. So schuf Antenor Statuen der
Tyrannenmörder Harmodios und Aristogeiten, welche von Xerxes im
Jahre 480 entführt wurden; so War der Ilcldenmuth derGeliebten des
Harmodios, die selbst auf der Folter nicht zum Gestandniss gebracht
werden konnte, durch ein Denkmal von der Hand des [Inzplzilarafcs ge-
feiert worden, welches in Anspielung auf ihren Namen Leäna in (lcstalt
einer Löwin, und zwar am Aufgange zur Akropolis, errichtet war. So-
dann werden als Zeitgenossen des Onatas und Agelzrdpas genannt Ilegias
(Hegesias), der als Lehrer des Phidias erwähnt "wird, und die eng ver-
bundenenMeister li'rz'tias' und Ncsiofes, welche ein neues Denkmal des
Harmodios und Aristogeiton arbeiteten, das im Jahre 476 ziufgestcllt
wurde. Wenn die Werke dieser drei Künstler von den Alten als zu-
geschnürt, knapp, sehnig und trocken bezeichnet werden, so lässt sich
daraus keine besondere Charakteristik der Einzelnen gewinnen, da dies
ungefähr übereinstimmend die Eigenschaften sämmtlieher noch vorhan-
dener Werke jener Epoche sind.
S. 110. und
N0. 52.
k) Vergl. Ouerbecläs Gesch. d. gricch. Plastik I,
satz in der Ziaitschr. f. Alterthumswisscnschaft 1856.
dessell
acn YcrT. A uf-