Volltext: Geschichte der Malerei vom Anfang des 14. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts

"Venedig. 
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diesem dann auch nach Florenz gefolgt. Dürfen wir auch die 
Begabung des Venezianers nicht allzuhoch schätzen, über Welchen 
jedoch ein abschliessendes Urteil bei der geringen Zahl seiner 
erhaltenen Gemälde sehr schwer ist, so lässt doch sein im briti- 
schen Museum erhaltenes Skizzenbuch ersehen, dass er die Gelegen- 
heit zu nutzen verstand, seiner altvenezianischen Kunsterziehung 
den plastischen Stil von Florenz wie nicht minder die Errungen- 
schaften der Paduaner aufzupfropfen. Das Schwanken zwischen den 
drei Richtungen scheinen auch die vMadonnene von Lovere am 
Iseosee und in der Akademie zu Venedig, wie das grosse xChristus- 
bilda im Vescoxfado zu Verona. und wChristus in der Vorhüllea in 
der Stadtgalerie zu Padua zu bestätigen. Die letzte Zeit seines 
Lebens verbrachte der Künstler z_u Padua, wo er seine Tochter 
Nicolosia dem Mantegna zur Ehe gab und um 1464 gestorben 
zu sein scheint. 
Von Jacopos Schülern aber sollten seine beiden Sühne den 
Vater bei weitem überbieten. Der ältere derselben, Gentile 
Bellini, 1464 von Padua nach Venedig zurückgekehrt, Iiess 
zunächst in den Orgelmalereien von S. Marco die EinHüsse seines 
Paduaner]ugend1ebens in der Art eines Wantegrxa und Donatello 
nicht verkennen. Die vVerherrlichung des ersten Patriarchen von 
Venedig, Lorenzo Giustinianie von 1465, aus S. Maria de11'Orto 
in Venedig in die Akademie daselbst versetzt, scheint ihm dann 
Bahn gebrochen zu haben, zunächst für die Bildnismalerei, der er 
sich vorzugsweise widmete, wie auch für das Historienbild, Worin 
ihm Aufträge für den Dogenpalast fürderlichst entgegenkamen. 
1479 und 80 auf Berufung Mehelnets II. in Konstantinopel thätig, 
welchem Aufenthalte das wBildnis des Sultansr im Besitz von 
Sir Henry Layard in London und der wEmpfang einer venetia- 
nischen Gesandtschaft an der hohen Pforter: im Louvre zu ver- 
danken sind, setzte er nach seiner Rückkehr die Arbeit an dem 
grossen Gemälde aus der Geschichte Friedrich Barbarossas für 
den Gran Consiglio fort. Für den Verlust dieses Werkes infolge 
des Brandes von 1577 entschädigt den Kunstfreund wenigstens 
in Bezug auf die Auffässurag und Behandlung der Cyklus der 
Kreuzreliquienbilder, Welche ans der Scuola di S. Giovanni Evan- 
gelista in die Akademie von Venedig gelangt sind, das vHeilwunder 
mit dem KICÜZPHIÜJIÜM, die wProzession mit demselbem und dessen 
wWiederauftändung in den Lagunena. Sie verbinden grosse Meister- 
schaft in der Perspektive mit der Fähigkeit der Komposition 
figurenreicher Werke und mit weitgehender Aneignung der von 
Antonello da Messina importierten Ültechnik. Ähnlicher Art wnr
	        
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