Umbrien.
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erhalten sind, welcher grüsstenteils religiäscn, andernteils alle-
gorischen Inhalts (die sieben freien Künste, die Planeten und
anderes) ist. Dass der umfängliche Schmuck 1492-1494 von-
endet werden konnte, lässt auf Flüchtigkeit und Gesellenhülfe
schliessen, bei der Qualität des Ganzen erscheint auch die kurze
aufgewvandte Zeit keineswegs überraschend.
Von geringer Erfindungskraft und nicht imstande, die Mängel
eines Fiorenzo di Lorenzo abzustreifen, sucht Pinturicchio seine
Unsicherheit in Kärperformen und Gewandfall durch aufgehühten
Goldschmuck vergessen zu machen und müglichst viel von
anderen abzusehen. Den Anklängen an Perugino und Signorelli
verdanken es Wohl auch die Malereien der Capella, Bufalini in
S. Maria Araceli in Rom, Szenen aus dem vLeben des hl. Bern-
hardine darstellend, wenn sie entwickelter erscheinen, als das 1498
gemalte altertümliche Temperatafelwerk mit xMadonna und Heiligem,
aus S. Maria fra Fossi in die Akademie von Perugia gelangt, welches
gleichwohl durch die liebevolle und saubere Durchführung auch
in der Landschaft, durch die Heiterkeit des Kolorits und den
warmenTon zu seinen anziehendstenxArbeiten zählt. An Perugino
lehnt er sich dann in dem Freskencyklus von 15o1 in der so-
genannten Capella rbella der Kollegiatkirche zu Spello, vVer-
kündigllngez, vvGEbUrt Christia, wChristus unter den Schriftgelehrtene
und vSibyllengestaltene_darste11end, und mit besonderem Glück
in' seinem Hauptwerk, dem "in den, Iahren x 503-1507 ge-
malten Freskenschmuck der sogenannten Bibliothek des Doms
von Siena, dessen zehn Szenen aus dem vLeben des Papstes
Pius II. (Aeneas Sy1vius)44 durch das heitere Kolorit, die speziell
umbrische Stimmung und liebenswürdige Erzählung hervorragen,
ausserdem aber durch die vielfachen Beziehungen, welche der
junge Raphael zeichnerisch dazu hatte, einen besonderen Reiz
gewannen. Pinturicchio starb zu Siena am 11. Dezember 1513.
Er darf nicht mit dem geringwertigen B ernar dino daPeru g i o
verwechselt werden, der mehr in der Art der Meister von S. Severino
und der Crivelli arbeitete und noch 1519 thätig erscheint.
Neben Pinturicchio ragt noch Giovan ni di Pietro her-
vor, gewühnlich lo Spagna genannt und wahrscheinlich in
Spanien gebürtig. Er muss unter Perugino und Pinturicchio ge-
lernt haben, wie er auch von seinem Mitschüler Raphael starke
Einüüsse empfmg. Schon seine früheren Arbeiten, wie die wMadonna
della. Spinetaa aus dem Spinetakloster bei Todi, jetzt in der Galerie
des Vatikan, die wAnbetung des Kindesa aus Ferentillo bei Spoleto,
jetzt in der Galerie zu Berlin, und die bMadonnaa aus S. Giro-
Reber, Geschichte. 6