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Die
Malerei
Italiens
Quattrocento.
Um 1506 in Florenz unhaltbar geworden, zog sich Perugino
erst nach Perugia zurück und folgte 1507 einer Einladung
Julius II. nach Rom, um mit Sodoma. und Peruzzi in den päpstlichen
Gemächern zu 1na1en. Allein bald nach ihm erschien sein Schüler
Raphael und die älteren Meister mussten dem neuen Gestirn
weichen. Wenn Raphael später die Deckenlnalereien seines
Lehrers im Saale des Burgbrandes schonte, so geschah diess
sicher mehr aus Pietät, als weil sie es verdienten. Denn der
Unterschied der späteren Arbeiten Peruginos von den vor 1500
entstandenen ist durch ihre hastige Fabrikmässigkeit und rück_
sichtslose Wiederholung fertiger Schablonen durchaus so drastisch,
wie er zwischen der späten vMadonna mit johannes Ev. und
Nikolausc: und dem trefHichenwBernhardinbildeK der Pinakothek in
München (K1. B. 58) zu gewahren ist. Die wPietäe von 1521
in S. Maria. Maggiore zu Spello und die wAnbetung des Kindese
von 1522, aus Fontignano in das Kensington-Museum gelangt,
versühnen mit diesen Schwächen durch eine andere sich be_
merkbar machende: die unsichere zitternde Hand des greisen
Meisters. Bald nach Vollendung des letztgenannten Werkes,
spätestens 1524, erlag der Meister zu Fontignano einer pesn
artigen Epidemie.
Geringer als bei Perugino erscheint Begabung und Erfolg
bei seinern nächsthervorragenden Zeit- und Schulgenossen, B e r n ar-
dino Betti (Benedicti), genannt Pinturicchio, geb. um 1454
in Perugia. Er scheint Schüler des Buonügli gewesen zu sein
und sich nicht über die Leistungsfähigkeit seines älteren Mip
schülers Fiorenzo di Lorenzo erhoben zu haben, bis er mit
Perugino als Gehilfe in Verbindung trat und mit diesem nach
Rom gelangte. Doch folgte er den Schritten dieses in der O1-
technik nicht und blieb zeitlebens bei Tempera. und Fresko_
Seine Selbständigkeit scheint erst mit den Fresken in S. Maria
del Popolo zu beginnen, von welchen die xAnbetung der Hirtenx,
im Auftrag des Cardinal Domenico della Rovere 1485 gemalt,
das erste war, dem bald mehrere andere, namentlich xMadonna
mit Heiligem und xSzenen aus der Marienlegendee in der Grab_
kapelle des Giovanni della Rovere, und die xKrünung Maria",
mit Kirchenvätern, Evangelisten und Sibyllenx im Chorgewülbe
nachfolgten. Nachdem er dann unter Innocenz VIII. im Vatikan
und für Sciarra Colonna im Palazzo S. Apostoli gearbeitet, fand
er eine erhühte Inanspruchnahme durch Papst Alexander VI_
in dem sogenannten Apartemento Borgia, wovon noch vier
Gemächer in ihrem von Pinturicchio herrührenden Wandschmuck