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Die
Malerei Italiens
im
Quattrocento.
Arbeiten für den Kardinal Giuliano della Rovere, nachmals Papst
Iulius lI. sind verloren ist dann die vGeburt Christia von 1491
in der Villa Albani, ein Temperabild von frischer, feiner Zeichnung,
anziehend durch die jugendliche Anmut und weihevolle Empfxndung,
an Schänheit aber bereits den Schüpfungen eines Fra Bartolomeo
sich niihernd. Noch mehr Vorzüge offenbaren dann die bald darauf
entstandenen Ülbilder wMadonna mit dem Täufer und Sebastiam
in den Ufüzien B. 686) und die überaus tief empfundene wPietim
in der Akademie zu Florenz, wie nicht minder die nMadonnaa von
1494 in S. Agostino zu Cremona. Nachdem der KÜIISÜCI" hierauf
in dem angeblichen Selbstbildnis von 1494 der Ufüzien (K1. B. 609)
wie in den Bildnissen der Vallombrosaner in der Akadcmie zu
Florenz Proben seiner scharfen individuellen Auffassung geliefert,
gelangte er in Komposition, Formschänheit und Empündung zu
seinem Hülueprlnkt mit der wPietäu: von 1495, einem Werke, das
zu den hüchsten Leistrlngen jener Zeit geziihlt werden muss.
Diesem stehen auch seine nächsten lwafelbilder, wChristus am
Ülberga in der Akademie zu Florenz und die vMadonna mit
Heiligena von 1496 in der Galerie des Vatikan, nur durch Schijm
heit und Eindrucksfiihigkeit der Gegenstiinde nach, nicht aber an
künstlerischer Bedeutung, wie sie ihn auch im Vollbesitz der
Ültechnik zeigen, welche diesen Werken eine in Florenz bisher
unerreichte Wiirme, Imrchsichtigkeit und Schmelzwirkung verlieh,
Von den Wandgemiilden aber reiht sich diesen Werken nament-
lich der wCruciiixusa in S. Maria Maddalena dei Pazzi in Florenz
durch seine besondcre Bedcutsamkeit an (K1. B. 8). Ruhm und
Verdienst hielten sich damals die XVage, Wie dies auch seiner
mit seltenen Anlagen verbundenen Hingebung und einem Fleiss,
der ihn viele Entsagung und manche in rastlosem Studium ge-
opferte Nacht gekostet hatte, zukam. War es aber unter solchen
Umstiinden zu verwundern, wenn er, wie so viele Künstler, der
Versuchung erlag, die erreichte Hühe auf den Erwerb auszubeuten,
indem er der gesteigerten Nachfrage durch eilfertige Produktion,
durch Wiederholungen und Zuhülfenahme von Gesellenarbeit zu
genügen suchtel Der Wendepunkt in dieser Beziehung war mit
dem wHimmelfahrtsaltara für S. Pietro in Perugia eingetreten, dessen
jetzt zum Teil in die Sammhlngen von Lyon, Rouen und des
Vatikan gelangte Bestandteile nun in verschiedenen anderen Bildern
ganz oder teilweise wiederkehren.
Unter dieser Wendung litt auch bereits das mnflingliche
Freskowerk in der Sitzungshalle des sogen. Cambio (Bank- und
Wechslergildenhaus) zu Perugia, welches ihn von 1499 auf 1500