Umbrien.
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jüngere Lorenzo oder Lorenzo seconde, wie er sich selbst nennt,
Einflüsse von Crivellischen Gemälden empfalugen zu haben scheint.
Besser sind die Arbeiten der Künstler von Camerino, des
Giovanni di Pier-Matteo Boccati und seines Sohncs
Girolamo di Giovanni. Blieb schon der erstere nicht un-
beeinHusst von den in Umbrien nicht seltenen Arbeiten des
Benozzo Gozzoli, wie dies sein vvMadonncnbilda von 1473 in
Monte S. Martino zu Fermo zeigt, so fügte der zweite zum alten
umbrischen Sienismus Spuren der venetianischen Kunstweise der
Vivarini, welcher er sich seit seinem Eintritt in die Gilde von
Padua im Jahre x45o zu nähern Gelegenheit gefunden hatte. In
den Bahnen Giovanni Boccatis wie der Schule von Gubbio
wandelt auch Matteo da Gualdo, der schwache Ortsmaler
von Gualdo-Tadino, wie sein Fresko mit wMadonna, musizierenden
Engeln und den Heiligen Jacobus und Antoniusa von 1468 in
S. Caterina zu Assisi darthut.
Mit der Art Mattcos nahe verwandt erscheinen dann die
älteren Vertreter der Malerschule von Foligno, vorab Barto-
lomeo di Tommaso und Pier Antonio da Foligno,
wenn auch der letztere, wenigstens an den wMadonnena von
S. Lucia von 1471 und 149g zum Teil unter Benozzos Einüusse
steht. Sie werden aber entschieden übertroffen von ihrem jüngeren
Zeitgenossen Niccolü Alrfnno, dem Schüler des Bart. di
Tommaso, welcher die den Umbriern von Haus ans sympathische
schwärmerische Innigkeit, sbweit sie Benozzo in Fra Giovannis
Richtung nach Umbrien importiert hatte, mit mehr Verständnis
aufnahm als seine gleichzeitigen Landsleute, und namentlich trotz
mancher Härten, Hässlichlieiten und Fehler im ganzen richtiger
zeichnete und lebendiger zu schildern suchte. S0 schon in dem
frühen wMadonnenbildfs von 1458 in S. Francesco zu Diruta, in
der wMadonnaa von 1465 der Brera zu Mailand, in der svVGI-
kündigungx von 1466 der Galerie zu Perugia. und in der aKreuzi-
gunga aus demselben Jahre im vatikanischen Museum. Dass er
später Signorelli kennen lernte und studierte, scheint wenigstens
das Altarwerk von 1492 in S. Niccolb zu Foligno zu beweisen.
Nach 1499 erfahren wir nichts Weiter von dem Künstler.
An die Maler lfolignos müssen wir einen Künstler vom jen-
seitigen Abhang der umbrischen Apenninen, nämlich von Urbino, an
reihen, den freilich unter anderen Einüüssen vorgebildeten Gio-
vanni Santi, den Vater Raphaels. Anfangs wie sein Vorfahr
Krämer in Urbino, war Giovanni erst um 1460 zur Malerei über-
gegangen und zu Paolo Uccello, Pier della Francesca und Melozzo in