Umlnrien.
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Einen schulbildenden Einüuss hat Signorelli nicht geübt.
Doch fehlt es nicht an Künstlern, welche sich seiner Art anzu-
nähern suchten, wenn sie auch bei der Beweglichkeit des Meisters,
der seine Werkstatt un verschiedenen Orten aufschlug, mit ihm
in keinen dauernden Verband treten konnten. Der hervorragendste
unter diesen war der als Miniaturist vorgebildete Camaldulenser-
münch uud nachmalige Abt von S. Clemente bei Arezzo Don
Bartolomeo della Gatta (T 1491). Bei seinem Übergang
von der Miniaturmalerei zum Tafelbild erscheint dieser von
Signorelli noch gänzlich unbeeinHusst und autodidaktisch, wie sein
xROChUSbiIdK von 1479 im Museum zu Arezzo zeigt, und erst später,
wie in dem wMadonnenbildrc von 1486 und in dem zhl. Michaek-
der Pieve di S. Giustiano zu Castiglione Fiorentino sucht er
Pieros und Signorellis Art mit jener Peruginos zu verbinden. Zu
fast keiner Bedeutung gelangten dann Signorellis Neffe Francesco
Signorelli und Domenico Pecori von Arezzo und einige
andere Spätlinge wie Tommaso Barnabei, genannt Papa-
cello von Arezzo und Niccolb Soggi, welche bis um die
Mitte des 16. Jahrhunderts lebten, ohne einerseits das Wesen
Signorellis erfassen und anderseits mit den Meistern des Cinque-
cento Sehritt halten zu kännen, verspätete Nachfolger, wie sie an
jedem Wendepunkt überholt zu werden pHegen.
Umbrien.
Während nach dem Vorstehenden das umbrische obere
Tiberthal, die Marken und die südliche Romagna einige Künstler
hervorgebracht, welche auf Grund der sienesisch-uznbrischen Art
des Trecento durch florentinische Befruchtung so ansehnliche
Ziele erreichten, entwickelte das südliche Umbrien seine Andachts-
malerei bis Perugino ohne wesentliche Beeinüussung von Florenz
aus im 15. Jahrhundert unentwvegt weiter. Es Waren besonders
die Städte Gubbio, Fabriano, San Severino, Camerino, Gualdo
und Foligno, in Welchen sich eine mehr oder weniger rege aber
durchaus langsam fortschreitende Thätigkeit entfaltete, bis sie
dann endlich in Perugia ihren durch stärkere Horentinische Ein-
Hüsse genährten Mitte1- und in Pietro Vanucci ihren Hühepunkt
fand. Die rneisten der in der Frühzeit des 15. ]ahrhunderts
blühenden Maler sind tüchtige Handwerker, auf saubere Arbeit,
Farbenpracht und dekorative Zuthat bedacht, aber ohne alles
Bestreben, den Riesenfortschritten des Horentinischen Quattro-