umbro-Horentinischen
Die
Meister.
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Melozzos erkennen, so sieht man in der Folge den Einfluss des
grossen Meisters von Forli mehr und mehr schwinden, so dass er
schon in dem Altarwerk der Zoccolanti zu Matelica von 1501 als
der faustfertige Provinznmaler erscheint. Die bunte Farbigkeit und
Vorliebe für Nebensachen lässt es kaum mehr glauben, dass sich
seine Inschrift aufl den verdienstlichen Fresken der Capella Feo
zu SS. Biagio e Girolamo in Forli auf mehr als den Vordergrund
bezieht (K1. B. 195). Von seinen zahlreichen Altarbildern sind
auch einige nach Deutschland nämlich Berlin und München (K1.
B. 531) gelangt, zwei Madonnen in Rom (Lateran) und England
(Northhampton) aber lassen ersehen, dass der Maler noch 15 37
thätig war, ohne zu irgend einem Fortschritt sich aufraffen zu
kännen.
Als einer der Wichtigsten Vertreter der in Rede stehenden
Gruppe erscheint Luca d' Egidio di Ventura de'Signore11i,
kurzweg Luca Signorelli genannt. Um 1441 zu Cortona
geboren, empfmg er seinen ersten Unterricht bei Lazzaro Vasari,
dem Urgrossvater des bekannten Künstlers und Kunstgeschichts-
schreibers Giorgio Vasari, oder vielleicht. bei Fiorenzo di Lorenzo,
zu Perugia, und seine weitere Ausbildung bei Piero della Fran-
cesca, womit sieh schliesslich EinHüsse des A. Pollajuolo und
A. Verrocchio verbanden. Von seinen früheren Werken ist die
zGeisselungw in der Brera zu Mailand noch ganz im Geiste Pieros
gehalten, während die beiden wMadonnene in den Uffrzien und in
Pitti zu Florenz, wie seine xEngel, Apostel, Evangelisten und
Kirchenvätere darstellenden Fresken in der Casa Santa. zu Loreto
die Horentinischen EinHüsse bereits im Übergewichte zeigen.
Sein um 1480 gemaltes Wandbild in der Sistina zu Rom, Scenen
aus der vGeschichte Mosisa enthaltend, steht nur mehr dem Werke
D. Ghirlandajos daselbst nach, dessen Schünheit seine rnanchmal
übertriebene und schwere Formensprache und harte Korhposition
nirgends erreicht, wenn er auch eine hühere dramatische Kraft
zu entfalten vermag. Wieder in die Heimat zurückgekelart, lieferte
er bedeutende Staffelei-Arbeiten in der vMadonnac von 1484 (von
Arezzo in den Dom von Perugia versetzt, in der wBeschneidung
Christix (aus Volterra nach Hamilton Castle bei Glasgow gelangt),
in den beiden xMadonnena von 1491 im Dom und in S. Francesco
von Volterra, in der Kreuzigung zu S. Spirito in Urbino, in dem
zSebastiansbilda von 1496 in S. Domenico zu Cittä di Castello
und in dem Altarwerke von 1498 für S. Agostino zu Siena, von
welchen sich nur die beiden Flügel mit Heiligengestalten (Galerie
zu Berlin) erhalten haben.