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Die'
Malerei
Italiens
im
Quattrocento.
F o rli, geb. zu Forli um 1438. Denn die schänen für die Biblio-
thek des Herzogs von Urbino gemalten und Porträts vom Hofe
des Herzogs Federigo enthaltenden Allegoriebilder, die wDialektikx
und die wAstronomiefs, jetzt in der Galerie zuBerlin, die wMusika
(K1. B. 278) und die vRhetorika (K1. B. 272), jetzt in der National!
galerie zu London, wären aus Ansuinos Schule allein nicht
erklärbar. Ebensowenig das Biidniss des knieenden Herzogs mit
seinem Sühnchen Guidobaldo ans der Kapelle des Palastes vpn
Urbino, jetzt in Palazzo Barberini zu Rorn, oder das Fresko von
1477 xPlatinas Ernennung zum Bibliothekar durch Sixtus IVÄ,
jetzt auf Leinwand übertragen von der Bibliothek in die Galerie
des Vatikan versetzt. Die bei Piero genossene perspektiviSChe
Schule feierte dann ihre hüchsten Triumphe in Melozzos Kuppel.
malereien der Capella del Tesoro in der Kathedrale zu Loretto unc"
in dem grossen Apsisfresko von SS. Apostoli in Rom. Denn
während die Propheten- und Engelgestalten des ersteren 1478 ent-
standenen Werkes durch ihre ausdrucksvolle Schünheit und die
Kühnheit ihrer der Ansicht von unten entsprechenden Verkürzung
wie durch die perspektivische Anordnung der gemalten Architektu]
bezaubert, künnen wir bei dem zweiten nur beklagen, dass de]
Abbruch der Apsis von SS. Apostoli nur mehr einige, teils ir
den Quirinal, teils in den Kapitelsaal von S. Peter versetztg
Bruchstücke der von Vasari gerühmten wHimmelfahrt Christig
übrig gelassen. Denn die Gestalt Christi (Quirinal) wie die
Engelgestalten und Apostelküpfe (S. Peter) zeigen das Entwick.
lungsstadium des loretaner Kuppelgemäides nach der perspek.
tivischen wie nach der eigentlich künstlerischen Seite noch s;
weit übertroffen, dass sich in ihnen der Künstler als den un.
mittelbaren selbst von Ghirlandajo nicht überbotenen Vorläufe]
Raphaelä darstellt. Den Schluss seines Lebens scheint Melozzc
in seiner Hein-rat zugebracht zu haben, wo er 1494 starb. A115
seiner iletzten Zeit existieren nur mehr unbezeichnete Tafelbilder
von welchen überdies wenige, wie die pVerkündigungcc in de]
Pinakothek zu Forli, ihm mit voller Sicherheit zuzuschreiben sind
Melozzos Landsmalan und künstlerischer Nachfolger, A ntoni C
Palmezzano aus Forli, erreichte seinen Meister, dem er dock
in den letzten Jahren in gemeinschaftlicher Arbeit zur Seitg
gestanden, nicht entfernt. Sein unter den erhaltenen frühesi
datiertes Bild, die wMadonna mit vier Heiligenca von 1493 in de]
Brera zu Mailand zeigt überdies ausser der Richtung des Melozzc
auch venezianische Einfiüsse. Kann man ihn aber in der wMadonnae
von S. Michilino zu Faenza von 1497 noch deutlich als Schüle]