Die
umbro-H orentinischen
Meister.
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darstellend, zeigt den ganzen Ernst seiner künstlerischen Be-
strebungen. Noch mehr aber sein bald darauf entstandenes
Hauptwerk, der cyklische Wandschmuck des Chors von S. Fran-
cesco in Arezzo mit den Darstclhlngen aus der xKreuzeslegendea,
unter wclchen des Kaisers Heraclius xWiedereroberung des
hl. Kreuzes ans den Händen des Persers Chosroesca, auf zwei
Wandstreifen in iigurenreichem Gedränge sich hinziehend, die
hervorragendste Rolle spielt. Die packende Wahrheit und Un-
mittelbarkeit der Szene, bedingt durch eine gründlich erfasste
Linien- und Luftpcrspcktive, wic durch ein gereiftes Verständnis
für Verkürzung und Schattenverteilung, erhebt das Werk weit über
Uccellos Schlachtenbildcr, während das meisterlich beherrschte
Kolorit in dem Mcistcr bereits den Begründel" der Freilichtmalerei
erkennen lässt.
Von seinen Tafelbildern zeigt die wMatcr Misericordiaea in
der Spitalkirche von Borgo S. Sepolcro noch umbro-sienesische
Nachklänge. Auf seiner vollen Hühe dagegen erscheint der
Künstler auch als Tafelmaler in der wTaufe Christica ans S. Gio-
vanni in Borgo S. Sepolcro, jetzt in der Nationalgalerie zu London
(K1. B, 319) in der xAufcrstehung Christie der städtischen Samm-
lung zu Borgo S. Sepolcro (K1. B. 188), in dem whl. Hieronymusx
in der Akadelnie zu Venedig, in der wGeisselung Christia in der
Domsakristei zu Urbino, in der xadorierenden Wadonnaa der Sammlung
Duchatel in Paris (K1. B. 674) und unter den Bildnissen in dem hoch-
interessanten Porträtpaare des vHerzogs F ederigo da Montefeltro
von Urbino und seiner Gemahlin Battista Sforza (T 1472)4( (K1. B.
446, 445) mit den allegorischen Reversen (K1. B. 451,452). In
seinen letzten Jahren durch Gebrechlichkeit an der Ausübung seine!
Kunst gehindert, schcnkte Piero der Welt noch seine wProspectiva.
pingendix, in welcher er ein thcorctisches Syste1n entwickeltc, das die
bezügliche Einsicht aller seiner Zeitgenossen überbot. Er starb 149 2.
Ob Barto 1 o m e o C o rradini, nach seinem Münchs-
namen als Dominikaner Fra. Carn ovale, als Schüler Pieros zu
betrachten sei, erscheint durch das dem Carnovale zugeschriebene
Madonnenbild pieresken Charakters in der Brera zu Mailand nicht
vüllig gesichert. Einen anderen urkundlich gesicherten Schüler
Pieros aber, nämlich den Lorentino d'Ange1o von Arezzo, ver-
mügen wir nicht durch erhaltene Werke zu charakrerisieren.
Dagegen erscheint ein dritter erst in neuerer Zeit vollauf
gewürdigter Meister vorwiegend unter Pieros Einfiuss gebildet,
wenn er auch zunächst den Unterricht eines- Mitgliedes der Schule
von Padua, Ansuino da Forh, empüng, nämlich Melozzo da