Volltext: Geschichte der Malerei vom Anfang des 14. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts

Siena. 
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steht auch Benvenuto di Giovanni, wie die xVerkündigunga 
in S. Girolamo zu Volterra und in SS. Pietro e Paolo zu Buon- 
convento, oder eine wMadonnax in S. Domenico zu Siena zeigen. 
Die zähe archaistische Selbstgenügsamkeit der Sienesen kann 
einen sprechenderen Ausdruck kaum Hnden als durch diesen 
Maler, der selbst bis an seinen erst 1517 erfolgten Tod die alt- 
traditionelle Richtung nicht zu verlassen vermochte. 
Am aclitbarsten unter allen sienesischen Quattrocentisten 
erscheint vielleieht Matteo di Giovanni di Bartolo, der in- 
des nicht aus Siena selbst, sondern aus Borgo S. Sepolcro, der 
mnbrischen Heirnat eines Pier della Francesca. stammt. Wahr- 
scheinlich 143 5 geboren, verdient Matteo nach der wMadonna 
della Neveu von 147 7_ (Akademie zu Siena) oder nach der whl. Bar- 
bara mit Maria Magdalena. und Katharinacc (S. Domenico zu Siena) 
den ihm in Siena. erwachsenen guten Ruf, ohne jedoch zu dem 
ihm beigelegten Ehrennamen eines zweiten Ghirlandajo zu be- 
rechtigen, Denn bei aller Anmut, die er in den Madonnen der 
Akademie und des Palazzo pubblico zu Siena wie im Dom zu 
Pienza zum Ausdruck zu bringen wusste, entbehrt er doch aller 
Kraft wie jeder Fähigkeit wirkszuner Schattengebung. In dra- 
matischen Szenen aber, wie in seinen mehrfach wiederholten 
Darstellungen des bethlehemitischen Kindermords, machen sich 
seine kompositionelleSchwäche und der Mangel an perspektivischen 
Kenntnissen doppelt fühlbar. 
S0 verging fast das ganze 15. Jahrhundert in mehr oder 
weniger starrem Festhalten der sienesischen Maler an der byzan- 
tinisierenden Richtung der Trecentisten, ohne dass ein wesent- 
licher EinHuss des benachbarten Florenz sich geltend machte. 
Selbst Bernardino Fungai, ein Schüler des Benvenuto di 
Giovanni, gest. 1516, schliesst sich wenigstens in dem Fresko 
der wHimmelfahrt Biariäa zu Borgo di Montalboli bei Asciano noch 
eng an seinen Meister und an Matteo an, und sogar noch seine 
1512 gemalte wlüadonnzm der Akademie zu Siena zeigt noch keine 
durchgreifende Besserung der Formensprache und keine ent- 
schiedene Abkehr von der Tradition. Dasselbe ist bei dem erst 
1470 gebornen Sohn des Benvenutb di Giovanni, Girolamo 
di Benvenuto, der Fall, trotzdem bereits das Erscheinen 
Pinturicchios und Sodomas zu Siena. in seine Zeit üel. 
Erst mit den Sienesen Giacomo Pacchiarotto, 
Girolarno del Pacchia, wie mit Baldassare Peruzzi, 
erscheint hauptsächlich unter umbrischer Rilickwirkung und mai- 
ländischem Einfluss, der zäih festgehaltene Archaismus Sienas auf-
	        
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